«Elefanten sind die Ingenieure des Ökosystems.» Das sagt einer, der es wissen muss. Benjamin Loloju ist langjähriger Mitarbeiter bei der NGO «Save The Elephants» . Der Vermessungsingenieur ist in seinem Jeep in einem der Savannengebiete nördlich des Mount Kenya unterwegs. Insgesamt acht Korridore besitzt «Save The Elephants», durch die Elefanten und andere Wildtiere weiterhin ungestört wandern können. Das Geld dafür kommt auch aus der Schweiz. Die «Wyss Academy For Nature» kofinanziert das Programm und ist ein Partner beim Schutz der letzten noch offenen Wanderrouten der Elefanten in Ostafrika.
Was Lolojou sagt, kann man auch als einfache Faustregel zusammenfassen: Wo Elefanten leben, geht es der Biodiversität nicht allzu schlecht. Die Dickhäuter legen auf ihren Wanderungen Hunderte von Kilometern zurück. Durch ihre Ausscheidungen verbreiten sie diverse Pflanzenarten über ein weites Gebiet.
Schutzgebiete sind keine Lösung
Die Wanderrouten der Wildtiere rund um den Mount Kenya wurden bereits im Zuge der Kolonialisierung vor über hundert Jahren von britischen Viehfarmen unterbrochen. Inzwischen wurden viele Farmen in Schutzgebiete für bedrohte Tierarten umgewandelt. Sie sind eingezäunt, das Weideland für die Hirtinnen und Hirten ist damit beschränkt.
Die Koexistenz von Mensch und Tier sei zentral für die Zukunft der Landschaft, Artenschutzgebiete abzugrenzen alleine reicht nicht. Davon ist Andreas Heinimann überzeugt. Er ist Wissenschaftler an der «Wyss Academy For Nature» und an der Universität Bern, erforscht Landsysteme und Biodiversität und koordiniert den Aufbau unter anderem des Standorts der Wyss Academy in Ostafrika.
Es brauche beide Formen, sagt Heinimann. «Was wir in unserer Forschung in den letzten Jahren aufzeigen wollten: Die Summe aller ökologischen Dienstleistungen ist häufig höher in multifunktionalen, kleinräumig strukturierten Landschaften als bei einem ‹Landsparing›, bei dem Schutzgebiete von grossen Monokultur-Agrarflächen abgetrennt sind. Denn gewisse ökologische Dienstleistungen können – wenn auch begrenzt – transportiert werden, beispielsweise die Bestäubung.»
Die Bedingung des Milliardärs
Integrative Ansätze sind essenziell für den Schutz von Menschen und Biodiversität, so sieht es auch die Wyss Academy. 100 Millionen Schweizer Franken hat Gründer Hansjörg Wyss dem Kompetenzzentrum für die Arbeit in den drei Hubs in Peru, Laos und Ostafrika zur Verfügung gestellt, über eine Zeitspanne von zehn Jahren. Bedingung war, dass der Kanton und die Universität Bern im selben Zeitraum ebenfalls je 50 Millionen bereitstellen, aber um spezifische Projekte im Kanton Bern zu verfolgen.
Für den Kanton Bern handelt es sich um ein Prestigeprojekt, um die Universität als international renommiertes Kompetenzzentrum für interdisziplinäre Forschung zu positionieren. Oder wie es Heinimann sagt: «Die Universität Bern konnte den Philanthropen überzeugen, dass die Forschung einen wesentlichen Beitrag leisten kann, damit Mensch und Umwelt in gleicher Weise profitieren.»