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Erforschung der Weltmeere Der Horror aller Seeleute: Monsterwellen, bis zu 26 Meter hoch

Lange Zeit galten sie als ein Mythos unter Seefahrern. Doch inzwischen gibt es Beweise, dass sie existieren: Monsterwellen, die bis zu 26 Metern hoch werden. Vor allem für die Schifffahrt sind sie eine reale Gefahr.

Jahrhundertelang berichteten Seeleute von Wasserwänden so hoch wie Paläste, die aus dem Nichts auftauchten und ganze Schiffe verschlangen. Hirngespinste von Verrückten, so dachte die Mehrheit der Menschen. In Wirklichkeit war es die Wissenschaft, die lange Zeit falsch lag.

Am 1. Januar 1995 registrierte die Plattform «Draupner» in der Nordsee eine Welle von 26 Metern in einem Meer mit durchschnittlichen Wellen von zwölf Metern. Seit diesem Tag gibt es keinen Zweifel: Monsterwellen existieren wirklich!

Erklärvideo von RSI zur Entstehung der Monsterwellen

Sie sind keine Tsunamis. Tsunamis sind Wellen, die durch Erdbeben, Unterwasserlawinen oder Vulkanausbrüche entstehen. Sie haben enorme Wellenlängen, durchqueren den Ozean mit Höchstgeschwindigkeit und werden nur in Küstennähe verheerend. Monsterwellen hingegen sind kurze, plötzliche und lokale Ereignisse, die auf hoher See aus der Wechselwirkung zwischen Wind, Strömungen und Wellenzügen entstehen.

Die Regel, die sie von «normalen» Wellen unterscheidet, ist einfach: Eine Welle ist «anormal», wenn sie mindestens das Doppelte des gerade vorherrschenden Wellengangs erreicht.

Satelliten dokumentieren Extremereignisse

Der Stand der Kenntnisse über die Vorgänge auf dem Meer begann sich zu verbessern, als die Menschheit anfing, es von oben zu betrachten. Die Satellitenradare der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) haben mit dem Projekt MaxWave extreme Ereignisse auf der ganzen Welt gezählt und lokalisiert. Was bis dahin als Ausnahme galt, verwandelte sich in ein häufigeres «operatives» Risiko. Handelsschiffe und Offshore-Strukturen mussten ihre Gefahrenkarten anpassen.

Was Monsterwellen für die Schifffahrt bedeuten

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Die Chronik der Meere ist von Ereignissen gezeichnet, in denen Schiffe auf Monsterwellen stiessen: Die «Caledonian Star» wurde 2001 von drei aufeinanderfolgenden Riesenwellen getroffen. Die «Louis Majesty» stiess 2010 auf eine riesige Welle. Dabei wurden die Glasscheiben zerschmettert, es gab zwei Todesopfer. Die «MS Maud» prallte im Dezember 2023 auf eine Monsterwelle. Die Fenster der Brücke wurden zerschmettert, das Schiff blieb ohne Antrieb in der Nordsee. Jahrelang wurde geschwiegen, aus Angst, Passagiere und Märkte zu alarmieren.

Schiffe zu konstruieren, die Wellen von 30 bis 35 Metern standhalten können, ist unrealistisch. Die internationalen Normen sind auf maximale Wellen von etwa 15 Metern ausgerichtet. Darüber hinauszugehen würde bedeuten, Gewicht, Kosten und strukturelle Komplexität enorm zu erhöhen.

Auf modernen Kreuzfahrtschiffen wäre es zudem undenkbar, auf grosse Panoramafenster zu verzichten. Diese sind jedoch die Achillesferse im Fall eines Aufpralls mit einer Monsterwelle. Nicht einmal die robustesten Kriegsschiffe, die dafür konzipiert sind, Artillerieangriffen standzuhalten, sind darauf ausgelegt, einer Wasserwand so hoch wie ein Palast zu begegnen.

Die realistischste Gegenstrategie ist nicht, die Schiffe zu «panzern», sondern Risikogebiete zu meiden, die Vorhersagen zu verbessern und Besatzungen im korrekten Manövrieren zu schulen.

Dennoch bleibt der Ozean ein unvollkommenes Labor: Man kann das Experiment nicht wiederholen und auch nicht jede Variable kontrollieren. Aus diesem Grund benutzt die Wissenschaft Wellensimulationsbecken, die Dutzende Meter lang sind. Dort haben Physiker gezeigt, wie sich die Energie einer Wellengruppe plötzlich im Kamm einer einzigen Welle konzentrieren kann – ein Phänomen, das als «Modulationsinstabilität» bekannt ist.

«Es ist keine Magie, sondern Statistik»

Aber die offene See ist selten geordnet: Wellensysteme kreuzen sich, Strömungen drücken sich gegenseitig und der Riesenkamm wächst dort, wo man es am wenigsten erwartet. «In diesem Chaos entsteht manchmal die perfekte Kombination für eine Monsterwelle», sagt Francesco Fedele vom Georgia Institute of Technology gegenüber dem Radio und Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz (RSI).

Sein Team hat die grossen Stürme im Mittelmeer untersucht und herausgefunden: Wenn sich Wellen auf die «richtige» Weise überlagern, wird der Kamm höher und die Basis flacher und tiefer, wodurch eine normale Welle zu einem Koloss wird. Wie Fedele erläutert, «ist es keine Magie, sondern Statistik: Das Meer ist ein komplexes System, und wenn man unter extremen Bedingungen genügend Kilometer zurücklegt, begegnet man früher oder später der Welle, der man nicht begegnen möchte.»

Wissenschaftler sprechen von regelrechten «Hotspots» auf den Weltmeeren, wo Wellen und Strömungen aufeinandertreffen, wie die Strömung Agulhas vor Südafrika oder die Strömung Kuroshio in der Nähe Japans. Auch steile Küsten und Meeresböden, die rasch abfallen, zählen dazu. Mit dem Klimawandel und den intensiveren Stürmen wächst das Risiko nur noch.

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RSI, Il giardino di Albert, 20.12.2025, 16:55 Uhr; herb

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