Anders als man vermuten könnte, ist die mRNA-Technologie nicht neu. Sie ist das Ergebnis jahrzehntelanger, weltweiter Forschung. Ursprünglich war das Ziel davon, ein Impfstoff gegen Krebs zu entwickeln – doch die Technologie funktioniert auch gegen Viren.
Pioniere wie Robert Malone in den 1980er-Jahren und später Katalin Karikó und Drew Weissman ermöglichten entscheidende Fortschritte.
Es gelang ihnen, die mRNA so zu modifizieren, dass sie vom Körper toleriert wird, in die Zellen gelangt, ohne eine starke Entzündungsreaktion hervorzurufen und nicht vom Immunsystem zerstört wird, bevor sie ihr Ziel erreicht. Sie stützten sich dabei auch auf vorherige Forschungen, insbesondere jene, die es ermöglichten, diese extrem fragile mRNA in ein Lipid – einen Fetttropfen – einzukapseln.
Corona als Antrieb
Die Corona-Pandemie gab der Entwicklung dieser Technologie einen enormen Schub. Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna haben ihre Wirksamkeit und Sicherheit im grossen Massstab bewiesen.
Die mRNA-Pionierarbeit von CureVac (dt. Untertitel)
Heute hofft die Forschung, diese Technologie auch zur Behandlung bestimmter Krebsarten einzusetzen. Klinische Studien laufen, speziell gegen Melanome, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Lungenkrebs und gegen Hirntumore wie Glioblastome.
«Wir glauben, dass diese Art der Behandlung in zwei bis vier Jahren auf den Markt kommen könnte», sagt Ugur Sahin, Mitbegründer von Biontech, gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTS.
Zwischen Hoffnung und Herausforderung
Professor Olivier Michelin, Leiter der Onkologie-Abteilung am Universitätsspital Genf, unterstreicht das mögliche Potenzial von mRNA-Impfstoffen bei resistenten Krebsarten wie Bauchspeicheldrüsenkrebs: «Das sind Tumore, die gegen Behandlungen und vor allem gegen Immuntherapien resistent sind. Wir hatten nicht unbedingt vor, Impfstoffe für diese Art von Erkrankungen zu entwickeln, aber es stellt sich heraus, dass eine Studie vielversprechende Ergebnisse geliefert hat.»
Trotz der aufkeimenden Hoffnung bleiben aber Herausforderungen: Die Anpassungen der Impfstoffe auf den Patienten oder die Patientin stellt eine logistische Herausforderung dar. Die hohen Kosten solcher Behandlungen werfen auch die Frage zu einem gerechten Zugang auf.
«In der Schweiz haben wir den Willen und den Luxus, diese innovativen Behandlungen der breiten Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Wir werden also wirklich versuchen, diese mRNA-Impfstoffe, sobald ihre Wirksamkeit bestätigt ist, möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen», versichert Michelin.
Die Zukunft dieser Technologie ist auch von Investitionen in die Grundlagenforschung abhängig. Und: ein weiteres Hindernis neben der Kosten ist, dass die meisten klinischen Studien in den USA gestartet werden und dass der aktuelle Gesundheitsminister Robert Kennedy Jr. gerade alle Finanzierungen für mRNA-Impfstoffe blockiert hat.