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Gesundheitskosten Prävention von Krankheiten: Schweden weist den Weg

Wie ist es möglich, weniger Geld für Gesundheit auszugeben, ohne bei der Qualität zu sparen? Schweden zeigt einen Weg auf: Mit gezielten Investitionen in die Prävention konnte das Land Kosten und Krankheiten minimieren.

Bald wird bekannt werden, wie hoch im kommenden Jahr die Prämien für die Krankenkassen steigen werden. Dann wird sich einmal mehr die Frage stellen: Wie kann der Kostenanstieg gestoppt werden?

Von Schweden könnte die Schweiz vor allem eines lernen: dass frühzeitige Investitionen in Prävention die Kosten und Krankheiten reduzieren können. Dieser Meinung ist Gianluca Tognon. Der Epidemiologe lebt und arbeitet in Schweden und forscht dort zu öffentlicher Gesundheit.

Was heisst Prävention konkret?

Prävention bedeutet, zu handeln, bevor die Krankheit kommt. Es geht nicht nur darum, ein Screening oder eine Impfung zu machen, sondern den Gesundheitszustand mit gezielten Check-ups oder Programmen in Schulen aufzubauen. Es ist das Gegenteil davon, Symptomen hinterherzulaufen. Es bedeutet, Spitalaufenthalte, Komplikationen und damit Kosten zu reduzieren. Heute in die Prävention zu investieren, bedeutet, morgen weniger auszugeben und besser zu leben.

Erläuterung von Professor Tognon zur Prävention in Schweden:

Schweden gebe für die Prävention mehr Geld aus als die Schweiz, sagt Gianluca Tognon gegenüber dem Radio und Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz (RSI). Aber es reiche nicht, mehr auszugeben, man müsse auch kontrollieren, was dieses Geld bewirkt. «Wenn wir einen Vergleich anstellen, sehen wir zum Beispiel, dass die Zahl der vermeidbaren Todesfälle in der Schweiz etwas geringer ist. Wenn wir hingegen die vermeidbaren Spitalaufenthalte betrachten, sind diese in Schweden geringer.»

Das schwedische Gesundheitssystem ist laut Tognon regional und wird öffentlich finanziert. Die Hausärztin wird nicht frei gewählt. Es gibt Kliniken für Primärprävention, wo man Allgemeinmediziner konsultieren kann. Auch in Schweden sei allerdings nicht alles perfekt. «Wir haben das grosse Problem mit langen Warteschlangen für bestimmte Therapien», berichtet Tognon. «Ich arbeite mit Adipositas: Für eine adipöse Person kann es bis zu zwei Jahre dauern, bis sie von einem Ernährungsberater betreut wird.»

Menschen warten am Empfangsschalter der Notfallabteilung des Universitätsspitals Genf.
Legende: Je mehr in Prävention investiert wird, desto weniger Behandlungen in Spitälern sind nötig (wie hier in der Notfallabteilung des Universitätsspitals Genf): Das zeigt die Erfahrung Schwedens. KEYSTONE/Valentin Flauraud

Aber was Prävention betrifft, gehöre Schweden zu den vorbildlichsten Ländern der Welt. Es hat hundert Spitäler, die Schweiz 275 (mit entsprechend höheren Kosten). Das liege unter anderem an der unterschiedlichen Siedlungsstruktur. «Wir haben Gebiete wie Göteborg oder Stockholm, die dicht besiedelt sind und wo es mehr Spitäler gibt», führt Tognon aus. «Aber es gibt Gebiete, wo es undenkbar wäre, so viele Spitäler zu haben, weil die Bevölkerungsdichte sehr gering ist, zum Beispiel im Norden oder im zentralen Teil Schwedens.»

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Vor allem aber sei die geringere Dichte an Spitälern eine Folge der Gesundheitspolitik: «Man hat bewusst entschieden, nicht so viele Spitäler zu haben, weil man in die Prävention investieren wollte, bevor der Spitalaufenthalt stattfindet», betont Tognon. Die Schweiz könne von Schweden unter anderem diese Punkte «kopieren»:

  • die Politik zur Erhöhung der Screenings (in Schweden machen etwa 80 Prozent der Frauen Brustkrebs-Screenings gegenüber etwa 50 Prozent der Schweizerinnen)
  • das System der Schulkrankenpflegerinnen und -pflegern (für die Prävention mit Jugendlichen und Lehrern)

Laut dem Professor sind aber sowohl das schweizerische als auch das schwedische System ausgezeichnet. In vielerlei Hinsicht überträfen beide den Durchschnitt aller OECD-Länder.

RSI, Telegiornale, 13.9.2025, 20 Uhr;weds

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