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Prävention in Zürich Tests für Geschlechtskrankheiten sollen künftig etwas kosten

Die Stadt Zürich will das Testangebot für sexuell übertragbare Infektionen permanent einführen und die Altersgrenze von 25 auf 30 Jahre erhöhen.

Eine Infektion mit Chlamydien ist die Geschlechtskrankheit, die bei den Zürcher Gratistests am meisten gefunden wurde: 249 Personen testeten positiv auf Chlamydien, gefolgt von Gonorrhö (169 Personen) und Syphilis (16 Personen). Vier Personen erhielten zudem eine positive HIV-Diagnose.

Seit Juni 2023 können sich alle bis zum Alter von 25 Jahren in der Stadt Zürich gratis auf sexuell übertragbare Infektionen testen lassen. Das Pilotprojekt laufe sehr gut, bilanziert die Stadt Zürich nun nach zwei Jahren.

Nachfrage hat Erwartungen übertroffen

Bis Ende Mai 2025 liessen sich 6600 Personen testen, also 9 Personen pro Tag. Das sind fünf Prozent mehr als die städtischen Gesundheitsdienste ursprünglich erwartet hatten. Die Nachfrage sei aktuell grösser als das Angebot, sagt der Stadtzürcher Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri (GLP). 53 Prozent der Testteilnehmenden waren Männer, das durchschnittliche Alter liegt bei 24 Jahren.

Die Menschen haben viele Fragen zu den Risiken einer Ansteckung wie auch zu den sexuell übertragbaren Infektionen generell. Da ist sehr wenig Wissen vorhanden.
Autor: Francisca Boenders Geschäftsführerin des Vereins Sexuelle Gesundheit Zürich

Das Projekt erhöhe die Bereitschaft, sich testen zu lassen sowie zugleich das Bewusstsein für die sexuelle Gesundheit. Wichtig sei deshalb auch die Beratung, die zum Testangebot gehört, sagt Francisca Boenders, Geschäftsführerin des Vereins Sexuelle Gesundheit Zürich, der die Tests durchführt. «Wir stellen fest, dass die Menschen viele Fragen haben zu den Risiken einer Ansteckung wie auch zu den sexuell übertragbaren Infektionen generell. Da ist sehr wenig Wissen vorhanden.»

Die Nachfrage nach den Gratistests für sexuell übertragbare Infektionen in Zürich ist aktuell grösser als das Angebot.
Legende: Die Nachfrage nach den Gratistests für sexuell übertragbare Infektionen in Zürich ist aktuell grösser als das Angebot. Keystone/Michael Buholzer

Dass die Tests kostenlos sind, sei ein entscheidender Faktor, sagt Boenders. In einer Umfrage gaben acht von zehn Getestete an, dass sie sich ohne das Gratisangebot nicht oder weniger regelmässig hätten testen lassen.

Wenn wir 3 Ansteckungen mit HIV durch die Tests verhindern konnten, haben wir die Kosten bereits wieder eingeholt.
Autor: Andreas Hauri Gesundheitsvorsteher Stadt Zürich

Zürich ist die einzige Schweizer Stadt, die solche Gratistests anbietet. Bislang wurden 2.6 Millionen Franken ausgegeben. Nun verlängert die Stadt das Pilotprojekt um weitere zwei Jahre und spricht dafür 920'000 Franken. Die kostenlosen Tests lohnten sich langfristig, sagt Stadtrat Andreas Hauri und erwähnt die Gesundheitskosten eines Menschen mit HIV über ein ganzes Leben gesehen, die bis zu einer Million Franken betragen können. «Wenn wir 3 Ansteckungen mit HIV durch die Tests verhindern konnten, haben wir die Kosten bereits wieder eingeholt.»

Gebühr von maximal 30 Franken

2027 soll das Testangebot permanent eingeführt werden. Dann soll die Altersgrenze für die Tests von 25 auf 30 Jahre erhöhte werden – und die Tests sollen nicht mehr komplett gratis sein. «Die Eigenbeteiligung wird maximal 30 Franken betragen», so Andreas Hauri. Dies soll ein Appell an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen sein.

Dass sich durch die Kosten weniger Personen testen lassen, glaubt der Stadtzürcher Gesundheitsvorsteher nicht. Im Rahmen des Projekts sei auch gefragt worden, wie gross die Akzeptanz einer allfälligen Gebühr wäre. «Wir haben durchgehend gesehen, dass die Bereitschaft da ist, einen kleinen Beitrag zu leisten», sagt Hauri. Zudem steige die Wertschätzung des Tests, der ohne das Angebot der Stadt Zürich gut 200 Franken kosten würde.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 25.8.2025, 12:03 Uhr ; 

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