Er hatte sich wohl nicht den einfachsten Ort ausgesucht, damit ein Weibchen mal eben vorbeikommt. Ein Bibermännchen hatte sich 2017 auf 1700 Metern im Oberengadin angesiedelt. Nach acht Jahren dann das Biberglück, ein Weibchen fand im Februar dieses Jahres den Weg zum einsamen Biber – und direkt gab es Nachwuchs.
Auf den Spuren der Engadiner Biber (mit dt. Untertiteln)
Drei Junge kamen im Juni auf die Welt, wie das Bündner Amt für Jagd und Fischerei bestätigte. Damit lebt nahe Samedan nun die höchstgelegene Biberfamilie in Europa.
In der Regel bringen die Weibchen nach einer Tragzeit von etwa hundert Tagen ein bis vier Junge zur Welt, die etwa einen Monat lang in der Höhle gesäugt werden. Erst danach verlassen sie den Bau, um die Aussenwelt zu erkunden und sich auf Nahrungssuche zu machen.
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Bevor sie versuchen, ihre eigene Familie zu gründen, leben die Jungen zwei Jahre lang bei ihren Eltern. Sollte es 2026 von den Alttieren also erneut Nachwuchs geben, könnten somit zwei Generationen junger Biber in derselben Familie im Engadin leben.
Im 19. Jahrhundert ausgestorben
Der Biber war zu Beginn des 19. Jahrhunderts sehr beliebt, jedoch nicht als lebendiges Tier, sondern weil man an seinem Fleisch, Fell und dem Castoreum interessiert war, einer öligen Substanz, die in der Küche, in der Parfümerie und in der Medizin verwendet wurde. Die Folge: Der Biber starb in der Schweiz aus.
Vor fast 70 Jahren, im November 1956, kehrte das Tier wieder zurück. Naturforscher liessen damals acht Exemplare in den Wäldern von Versoix im Kanton Genf frei. Es war jedoch nicht einfach: Von den ausgewilderten Tieren überlebte nur die Hälfte.
Die folgenden Wiederansiedlungen in anderen Teilen der Schweiz, die sich von den Genfer Erfahrungen leiten liessen, waren da keine Ausnahme. Zwischen 1956 und 1978 wurden an rund dreissig Standorten 141 Biber wieder angesiedelt, von denen ähnlich wie im Kanton Genf nur etwas mehr als die Hälfte überlebte.
1962 stellte der Bund den Biber unter rechtlichen Schutz. Heute leben schätzungsweise rund 3500 Exemplare in der Schweiz.