Das Ziel von Monero war von Anfang an klar: Die Kryptowährung will komplette Anonymität garantieren. Die Währung wurde vor elf Jahren von einer Handvoll Informatikern ins Leben gerufen, die unter Pseudonymen in einem Bitcoin-Forum agierten.
Bis heute ist unklar, wer hinter den Pseudonymen steckt. Klar ist jedoch, dass Monero durch die Anonymisierung sämtlicher Transaktionsdetails mit den Jahren zur bevorzugten Währung für Kriminelle im Darknet wurde.
Die Währung der Kriminellen
In der Schweiz wurde Monero kürzlich im Zusammenhang mit dem Fall der Paketbomben in Genf erwähnt. Der Verdächtige, der mit diesen Sprengsätzen das Uhrenunternehmen Patek Philippe zu erpressen versuchte, wollte in Monero bezahlt werden.
Auch der Islamische Staat verwendet Monero. Die Terrorgruppe bietet die Kryptowährung als Zahlungsmittel für Spenden an.
Anonym und nicht rückverfolgbar
Diese Problematik wird vom Bundesamt für Polizei als Bedrohung eingestuft. «Die Identifizierung und Überwachung verdächtiger Transaktionen bleibt schwierig, insbesondere durch den Einsatz von Anonymisierungstechnologien», heisst es in einem Bericht, der 2024 veröffentlicht wurde.
Die RTS-Recherche zu Monero mit deutschen Untertiteln:
Tatsächlich scheint es bislang niemandem gelungen zu sein, Monero zu knacken und Zahlungen bis zur Quelle zurückzuverfolgen.
Auch Europol stand kürzlich vor diesem Problem: im Rahmen einer Grossrazzia, bei der eine kinderpornografische Plattform im Darknet mit 1.8 Millionen Nutzenden zerschlagen wurde.
Laut Thomas Goger, Staatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft im deutschen Bamberg, wurde Monero für einige Zahlungen auf dieser Plattform verwendet. Doch diese Informationen konnten nicht durch das Knacken der Anonymisierungsfunktionen gewonnen werden, sondern dadurch, dass «in Einzelfällen» gewisse Zahlungen bestimmten Verdächtigen hätten zugeordnet werden können, wie Goger berichtet.
Regulatorische Einschränkungen von Kryptowährungen
Weltweit sind zahlreiche Massnahmen ergriffen worden, um den Einsatz von Monero zur Geldwäsche zu verhindern. Auch in der Schweiz.
Das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen erklärt gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS): «In der Schweiz sind anonyme Wallets gemäss Geldwäschereigesetz verboten. Die Sorgfaltspflichten verlangen, dass die Vertragspartei und der wirtschaftlich Berechtigte identifiziert werden.»
Auch das Europäische Parlament verabschiedete kürzlich ein entsprechendes Gesetz: Ab Juli 2027 dürfen Banken, Finanzinstitute und Anbieter von Krypto-Dienstleistungen in der EU keine anonymen Kryptowährungskonten mehr halten.
«Ziel ist es, Schlupflöcher zu schliessen», erklärt der EU-Abgeordnete Damien Carême. Viele Krypto-Börsen haben Monero-Transaktionen eingeschränkt – manche Plattformen haben sie ganz verboten.
Monero gegen Überwachung
Diese Massnahmen haben jedoch kaum Auswirkungen auf die Monero-Community. Sie entwickelt den Code weiter und trifft sich jährlich zur Konferenz Monerokon.
Seit 2023 findet diese in Prag statt und zieht Anarchisten, Aktivistinnen für die Internetfreiheit und Forschende an – darunter auch Schweizer, wie den Ex-Präsidenten der Piratenpartei, Alexis Roussel.
Dieser sagt: «Monero ist eine Verschlüsselungstechnologie, und wie jede dieser Technologien wird sie manchmal missbraucht. Aber letztlich ist der gesellschaftliche Nutzen positiv.»