Rund ein Jahr nach der Wiedereröffnung der Schweizer Botschaft in Bagdad sind bereits mindestens 25 Schweizer Firmen im Irak tätig, darunter auch multinationale Konzerne oder grosse Unternehmen aus der Pharma-, Elektronik- oder Lebensmittelindustrie.
Dies unter anderem dank Daniel Hunn. Seit seiner Ernennung zum Schweizer Botschafter im Irak arbeitet er daran, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu stärken. «Das Land ist viel stabiler als in der Vergangenheit. Die Initiative zur wirtschaftlichen Diversifizierung ist eine ausgezeichnete Gelegenheit für Schweizer Unternehmen, die auf den Markt drängen wollen», erklärt er am Donnerstag gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS.
«Made in Switzerland» begeistert die Irakerinnen und Iraker
Der Investitionsbedarf im Irak beläuft sich auf fast 450 Milliarden Dollar. Dieses Potenzial möchte Rasha Oudeh, eine erfahrene Geschäftsfrau jordanischer Herkunft mit Wohnsitz in Zürich, nutzen.
Sie ist seit 18 Jahren im irakischen Pharmasektor tätig und hat soeben die «Swiss Iraqi Business Association» gegründet: eine Plattform, die den Austausch zwischen Schweizer und irakischen Unternehmen erleichtern soll.
«Verbindungen zwischen dem Irak und der Schweiz zu schaffen, nicht nur mit Grosskonzernen, sondern auch mit KMU, ist entscheidend», betont sie. «Der Irak generiert jedes Jahr rund 150 Milliarden an Öleinnahmen. Die Ressourcen sind vorhanden, doch das Land braucht Partner für den Wiederaufbau, und um seinen Privatsektor zu modernisieren.»
Ihr zufolge geniesse die Schweiz bei den Irakerinnen und Irakern grosses Ansehen: «Für sie steht die Schweiz für Qualität, Gleichheit, Ruhe. Sie respektieren alles, was aus der Schweiz kommt.»
Appell an Schweizer Banken zur Modernisierung des Irak
Mohammed al Najar, Geschäftsführer des irakischen Entwicklungsfonds und Berater des Premierministers für Investitionen, betont die Bedeutung von Qualität und Wissenstransfer in wirtschaftlichen Partnerschaften.
RTS-Beitrag zu Schweizer Unternehmen in Irak (mit Untertiteln):
Seiner Ansicht nach bevorzuge der Irak Angebote, die dem Land die besten nachhaltigen Bedingungen bringen, und nicht einfach nur die niedrigsten Preise. «Zum Beispiel Ausbildung, Wissenstransfer, Garantien, all das. Und die Schweizer sind in diesem Bereich die Besten», sagt er.
Ausserdem möchte al Najar die Bankenzusammenarbeit stärken: «Ich werde mit mehreren Bankern sprechen, um zu versuchen, Schweizer Banken davon zu überzeugen, hierherzukommen. Damit sie uns helfen, ein irakisches Bankensystem aufzubauen, das auf Schweizer Know-how basiert.»
Ein vielversprechender, aber fragiler Markt
Trotz der relativen Stabilität des Irak weist der Schweizer Botschafter Daniel Hunn darauf hin, dass regionale Spannungen – wie der Konflikt zwischen Israel und dem Iran – die Bereitschaft ausländischer Unternehmen bremsen, sich im Land niederzulassen. «Diese Instabilität in der Region ist sehr schlecht für ein Land, das sich gerade wirtschaftlich entwickelt und einen Rahmen aufbaut, der für ausländische Investoren interessant ist», erklärt er.
Zu diesen geopolitischen Unsicherheiten kommen äussere Einflüsse, politische Instabilität, Korruption sowie schwierige institutionelle Reformen.