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Markenprodukte im Test Normen für Skihelme entsprechen nicht der Realität auf der Piste

Skihelme sind dafür konzipiert, einem Aufprall mit maximal 20 km/h standzuhalten. Diese Schwelle liegt weit unter dem Tempo, das heutzutage auf Pisten üblich ist. Beim Test mit einer höheren Geschwindigkeit schneiden die Helme entsprechend schlecht ab.

Für die Sicherheit auf den Skipisten gelten Helme als unverzichtbare Accessoires. Auch wenn er in der Schweiz nicht obligatorisch ist, entscheiden sich 95 Prozent der Skifahrerinnen und Skifahrer dafür, einen zu tragen. Aber wie gut schützt er uns wirklich?

So wurden die Helme auf ihre Widerstandskraft getestet:

Ein Test vom Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) zeigt die Grenzen dieses Schutzes auf. Von 16 Modellen der wichtigsten Hersteller auf dem Schweizer Markt schützt uns keines bei einem Aufprall mit 50 km/h gegen ein Hindernis oder bei einem frontalen Zusammenstoss zwischen zwei Skifahrern, die mit 35 km/h unterwegs sind.

Heute werden auf den Pisten jedoch sehr hohe Geschwindigkeiten erreicht. Eine von der Suva zwischen 2019 und 2023 durchgeführte Analyse hat gezeigt, dass von denjenigen, die auf Pisten unterwegs sind, 75 Prozent mit mehr als 50 km/h die Hänge herunterfahren. 18 Prozent von ihnen erreichen sogar 75 km/h.

Gesetzliche Anforderungen erfüllt

Getestet wurden von RTS Helme der Marken Oakley, Uvex, Atomic, Head, Salomon, Albright, Giro, POC und Wedze. Keiner von ihnen hält den von der Suva gemessenen Geschwindigkeiten stand.

Bei 50 km/h kann der dem Gehirn zugefügte Stoss bis auf nahezu 2400 G (Mass für die Beschleunigung) ansteigen. «Bei diesem Wert kann man davon ausgehen, dass der Stoss tödlich wäre», kommentiert Fabien Breda, Lehrbeauftragter an der Fachhochschule Hepia in Genf, der den Test durchgeführt hat.

Alle getesteten Helme erfüllen die gesetzlichen Anforderungen. Das Problem ist, dass die derzeit gültige Norm EN 1077 den Schutz des Kopfes nur bei einer Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h garantiert.

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Die Situation ist den Fachleuten bestens bekannt. Zu ihnen gehört Dominique Pioletti, Professor am Labor für biomechanische Orthopädie der ETH Lausanne. Er findet, die Norm müsse angepasst werden, damit die Hersteller gezwungen werden, die Sicherheit ihrer Produkte zu verbessern.

Pioletti sieht bei zwei Punkten Handlungsbedarf. Zunächst bei der Geschwindigkeit: «Ich glaube nicht, dass wir Helme herstellen können, die bis zu 50 km/h wirksam sind. Aber wir könnten mehr erreichen als 20 km/h. Ich denke, die Grenze dessen, was wir schaffen könnten, läge bei etwa 40 km/h» – also doppelt so viel wie die aktuelle Norm.

Nur bei linearer Beschleunigung getestet

Ausserdem hält der Lausanner Professor es für notwendig, den Schutz der Helme bei Schlägen zu verbessern, die eine Rotation des Kopfes bewirken: «Das grosse Problem der Normen ist, dass sie die lineare Beschleunigung testen (...), und das ist nicht das Gefährlichste für das Gehirn. Am gefährlichsten ist ein Schlag, der eine Rotation des Kopfes bewirkt.»

Auf die Testergebnisse angesprochen, betonen die Marken Giro, POC und Head, dass der Test ausserhalb der üblichen Normen durchgeführt wurde und dass ihre Helme alle gesetzlichen Sicherheitsanforderungen erfüllt haben. POC präzisiert ausserdem, dass die Helme entwickelt werden, um die grosse Mehrheit der Stürze zu absorbieren, dass sie aber niemals alle möglichen Szenarien abdecken können.

Zu beachten ist, dass es auch dann, wenn die Sicherheit der Helme unvollkommen ist, dringend empfohlen wird, beim Skifahren oder Snowboarden einen zu tragen.

RTS, A bon entendeur, 2.12.2025, 20:10 Uhr;liea

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