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Meinungsumfrage der SRG Donald Trump beunruhigt die Schweizer Bevölkerung

Die Schweiz ist besorgt wegen der Rückkehr des Rechts des Stärkeren und fordert eine entschlossenere Haltung des Bundesrats. Das zeigt eine grosse Meinungsumfrage der SRG.

Seit 2023 untersucht die grosse SRG-Umfrage «Wie geht’s, Schweiz?» die Befindlichkeit der Bevölkerung. Dieses Jahr ging es darin erstmals auch um die Stellung der Schweiz in der Welt.

Die am Donnerstag veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass die von Donald Trump ausgelösten geopolitischen und wirtschaftlichen Umwälzungen Spuren in der öffentlichen Meinung hinterlassen.

Eine gut positionierte Schweiz, der es aber an Einfluss fehlt

Trotz dieser Umwälzungen wird die Schweiz von einer grossen Mehrheit der Befragten in vielen Bereichen im internationalen Vergleich als gut aufgestellt wahrgenommen: politische Stabilität, Bildung und Forschung, Freiheit, Innovation.

Nur ein negativer Punkt fällt auf: der Einfluss des Landes auf der internationalen Bühne. Lediglich ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer beurteilt diesen als eher gut oder sehr gut.

Für fast 60 Prozent der Bevölkerung ist der Einfluss der Schweiz in der Welt eher schlecht oder sehr schlecht.

Methodik der Umfrage

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Die Ergebnisse der Umfrage «Wie geht’s, Schweiz?» basieren auf einer repräsentativen Befragung von 55'006 Einwohnerinnen und Einwohnern der Schweiz, die vom Forschungsinstitut GFS Bern im Auftrag der SRG vom 12. Mai bis 15. Juni 2025 durchgeführt wurde.

Es ist das dritte Mal, dass diese Umfrage durchgeführt wurde – nach 2023 und 2024. Im Vergleich zu den beiden ersten Erhebungen wurden einige Fragen hinzugefügt, andere weggelassen und manche umformuliert, die meisten blieben jedoch gleich.

Wie schon 2023 und 2024 umfasste die Stichprobe 3000 Personen aus einem Online-Panel von GFS Bern, das so ausgewählt wurde, dass es ein repräsentatives Bild der Schweizer Bevölkerung (ab 16 Jahren) abgibt. Die Stichprobe wurde nach Sprachregion geschichtet und zusätzlich nach Alter und Geschlecht quotiert. Die weiteren Teilnehmenden füllten einen Online-Fragebogen aus. Sie wurden über die Kanäle der SRG angesprochen und entschieden selbst, ob sie an der Umfrage teilnehmen wollten.

Der Fragebogen umfasste mehrere Hundert Fragen. Damit ein Interview nicht länger als etwa zwanzig Minuten dauerte, stellte GFS Bern nicht allen Teilnehmenden alle Fragen.

Die Fehlerquote beträgt +/- 1,8 Prozentpunkte.

Dieses Gefühl einer gewissen Machtlosigkeit der Schweiz äussert sich auch in der weit verbreiteten Sorge wegen der Rückkehr des Rechts des Stärkeren in der Weltpolitik. Fast vier von fünf Befragten erwarten, dass dieses Thema sie in den kommenden Jahren stark (46.7 %) oder ziemlich stark (32.2 %) beschäftigen wird. Besonders ausgeprägt ist die Besorgnis bei Menschen ab 65 (88.2 %) und Frauen (82 %).

Die Schweiz muss sich gegenüber den USA und China behaupten

Seit Trumps Rückkehr als US-Präsident werden viele langjährige Gewissheiten infrage gestellt, wie die regelbasierte Weltordnung oder der auf Freihandel beruhende internationale Handel. «Das ist ein strukturelles Problem für die Schweiz: Sie muss ihren Platz neu finden und ihre Beziehungen neu ordnen. Die Bevölkerung spürt das, und das erzeugt Unsicherheit», kommentiert Urs Bieri, Co-Leiter des Instituts GFS Bern, das die Umfrage durchgeführt hat.

Das widerspiegelt sich auch in den aussenpolitischen Prioritäten, die sich aus der Umfrage ergeben. Für eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung sind bestmögliche Bedingungen für Schweizer Unternehmen auf den Weltmärkten Priorität Nummer eins.

Für eine Schweiz, die neutral ist und sich fürs Klima engagiert

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Befragt nach der Rolle der Schweiz in der Welt, spricht sich die Bevölkerung mit überwältigender Mehrheit für das Prinzip der aktiven Neutralität aus.

Mehr als 80 % der Befragten wollen, dass die Schweiz, bei Wahrung ihrer Neutralität, als Vermittlerin in weltweiten Konflikten auftritt.

Nach Ansicht von drei Vierteln soll die Schweiz zudem ihre humanitäre Tradition fortführen und es sich zur Aufgabe machen, Brücken zwischen Ländern und Kulturen zu schlagen.

Es gibt aber auch eine starke Minderheit, die zum Rückzug neigt. Fast 40 % der Befragten wünschen sich, dass sich die Schweiz auf sich selbst konzentriert und sich so weit wie möglich von der internationalen Politik fernhält. «Das ist ein bemerkenswerter Befund: Eine Mehrheit meint, man müsse neue Freunde finden, während eine Minderheit mit dem Rest der Welt nichts mehr zu tun haben will», betont Urs Bieri vom Institut GFS Bern.

Eine weitere wichtige Erkenntnis der Umfrage: Statt anderen Ländern die Führung im Kampf gegen den Klimawandel zu überlassen, wünschen sich mehr als zwei Drittel der Befragten eine Schweiz, die als Pionierin im Umwelt- und Klimaschutz vorangeht. Dabei zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Geschlechtern: Frauen (76 %) sind dezidierter dafür als Männer (60 %).

Gleichzeitig sind mehr als 80 Prozent der Meinung, die Schweiz müsse gegenüber den beiden Grossmächten USA und China eine deutlichere Haltung einnehmen.

Und über 60 Prozent sprechen sich für eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit der EU auf einer soliden vertraglichen Grundlage aus.

Wird Donald Trump das Europadossier beeinflussen?

Die Bestrebungen zur Annäherung an die EU erfolgen wenige Monate, nachdem der Bundesrat grünes Licht für das Vertragspaket zwischen der Schweiz und der EU gegeben hat. Derzeit befindet sich dieses in der Vernehmlassung. Die Texte sollen 2027 oder 2028 dem Volk vorgelegt werden.

Im Hinblick auf diesen wichtigen Abstimmungstermin warnt Urs Bieri vor voreiligen Schlüssen aus den Umfrageergebnissen. Die Befragung habe sich auf die Beziehungen der Schweiz zur EU im Allgemeinen bezogen. Fragen speziell zum neuen Vertragspaket seien nicht gestellt worden.

Diskutieren Sie mit:

Die Politik der Regierung Trump könnte die Abstimmung dennoch beeinflussen – es werden bereits eine erbitterte Kampagne und eine hochemotionale Volksabstimmung erwartet, vergleichbar mit der Abstimmung über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) im Dezember 1992.

Heute Morgen, 4.9.2025, 7 Uhr;weds

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