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Menschenrechte unter Druck Neuer Chef von Human Rights Watch: Demokratie «gewinnt immer»

Auch wenn die Welt zur Zeit «in Flammen» stehe, am Ende werde sich immer die Idee der Freiheit durchsetzen. Davon zeigt sich der Franzose Philippe Bolopion überzeugt, seit kurzem neuer Chef der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.

Anfang der 2000er-Jahre begann Philippe Bolopion sein Berufsleben als Journalist. Er berichtete unter anderem für die französische Zeitung «Le Monde». Es sei eine Zeit des Optimismus für Demokratie und Menschenrechte gewesen, erinnert er sich, mit der Schaffung des Internationalen Strafgerichtshofs und diversen Missionen zur Friedenssicherung.

Damals herrschte die Hoffnung, die Staatengemeinschaft werde Massenverbrechen und Gräueltaten ein Ende setzen. «Die traurige Realität zwanzig Jahre später ist, dass diese Verbrechen immer noch begangen werden, manchmal in völliger Straflosigkeit», stellt Bolopion gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) fest.

Auszüge aus dem Interview mit Philippe Bolopion (dt. Untertitel)

Für den neuen Direktor von Human Rights Watch steht die Welt heute «in Flammen» und seine Organisation bemüht sich, die Menschenrechte überall auf der Welt zu verteidigen. «Das ist eine Mission, die besonders schwierig ist, weil die Menschenrechtsbewegung von allen Seiten angegriffen wird», betont er. «Es gibt überall Notsituationen, Gräueltaten, äusserst schwere Verbrechen, die in diesem Moment begangen werden, während ich mit Ihnen spreche.»

An erster Stelle nennt er China, das er als «schwerwiegendste Bedrohung für die Menschenrechte» bezeichnet. China verfolge «ein weltweites Programm, das darauf abzielt, die Idee der Demokratie selbst zu untergraben».

Als weiteres Problem sieht er die USA unter der Trump-Regierung, die dem multilateralen System gegenüber sehr skeptisch sei und die Finanzierung reduziere. «Es gibt sogar manchmal eine gewisse Komplizenschaft [...] zwischen diesen beiden Supermächten, um ein System zu schwächen, das konzipiert wurde, um ihre Macht einzudämmen», betont Bolopion.

«Positivere Phase» wird zurückkehren

Umso wichtiger ist es seiner Meinung nach, «das multilaterale System, das Ökosystem, das die Menschenrechte schützt, zu verteidigen». Die Anstrengungen dafür müssten verdoppelt werden.

Und er zeigt sich zuversichtlich, dass das gelingen wird. «Die Ideen der Freiheit, der Verteidigung elementarer Rechte, die Meinungsfreiheit, nicht von einer Regierung verfolgt zu werden oder auf politischer Ebene vertreten zu sein, sind äusserst mächtig», betont er. «Wir können sie für eine gewisse Zeit ersticken, aber autoritäre Regimes sind von Natur aus instabil.»

Ein zerstörtes gepanzertes Fahrzeug in mitten zerstörter Häuser in Gaza-Stadt.
Legende: Zerstörung, so weit das Auge reicht: Gaza-Stadt ist einer von vielen Orten auf der Welt, an denen die Menschenrechte massiv unter Druck sind. AP Photo/Jehad Alshrafi

Seiner Meinung nach ist «die Idee der Demokratie, der Menschenrechte und der Freiheit vielleicht die mächtigste: Letztendlich gewinnt sie immer». Darum werde es möglich sein, «in eine positivere Phase zurückzukehren», in der die internationale Gemeinschaft die Werte des Rechts und der Genfer Konventionen bekräftige.

Eine wichtige Rolle spiele dabei «eine freie und unabhängige Presse, die in der Lage ist, überprüfte Fakten zu etablieren», betont Bolopion. Denn Regierungen «wie Russland oder China geben Vermögen für weltweite Desinformationskampagnen aus und versuchen, die Grenze zwischen dem, was wahr ist und was nicht, zwischen überprüften und nicht überprüften Informationen, zu verwischen. Die Idee ist, Verwirrung zu stiften, weil die Autokratie in dieser Verwirrung gedeiht.»

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RTS, Tout un monde, 27.11.2025, 8:12 Uhr; noes

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