In Colombier im Kanton Waadt habe das Mutterkorn «ziemlich viele Probleme verursacht», berichtet der Landwirt Nicolas Loeffel gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS). Als er und andere Landwirte der Region schwarze Körner in ihren Ernten fanden, hätten sie alle die gleiche Frage gestellt: «Was ist das?», berichtet Loeffel. «Wir haben uns erkundigt.»
Westschweizer Landwirte berichten von ihren Beobachtungen:
Ist der nasse Frühling schuld? Das massive Auftreten des Mutterkorns ist schwer zu verstehen. Dieser Pilz, Claviceps purpurea, kann Demenz, Halluzinationen, Durchblutungsstörungen und Nekrosen verursachen. Er hat im Laufe der Jahrhunderte Millionen von Menschen das Leben gekostet.
Im Mittelalter war er gefürchtet unter dem Namen «Antoniusfeuer» oder «Ergotismus». Und wahrscheinlich war er im Sommer 1951 in Frankreich der Ursprung einer mysteriösen Serie von Lebensmittelvergiftungen, bekannt als der Fall des «verfluchten Brotes».
Für die Getreidebauern ist es ein Albtraum. «Wenn wir ungefähr drei (kontaminierte) Körner pro Kilo Weizen haben, wird die Partie als Futtergetreide herabgestuft», erläutert Philippe Meylan, ein Landwirt aus dem Kanton Genf. In diesem Fall bringe der Weizen nur noch etwa den halben Preis ein.
Wenn der Weizen darüber hinaus als nicht einmal für Tiere konsumierbar eingestuft wird, wird er vernichtet. «Das ist ein Totalverlust für den Produzenten», betont Meylan.
Aufwendiges Sortieren als Lösung
In Genf sind 10 bis 15 Prozent der Produktion vom Mutterkorn betroffen. Optische Sortierer können eingesetzt werden, um die Verluste zu begrenzen, aber diese Maschinen sind teuer und selten. In Gy im Kanton Genf verfügt das Sammelzentrum über diese Technologie.
Philippe Meylan erklärt die Funktionsweise: «Auf beiden Seiten machen zwei Kameras Fotos vom Weizenstrom und erkennen die Körner mit der falschen Farbe.» Gemeint sind die schwarzen Körner. Diese werden dann in einen anderen Behälter ausgeworfen. So können nach Angaben von Meylan 95 bis 99 Prozent des Mutterkorns aus den Weizenpartien entfernt werden.
Diese Arbeit dauert mehrere Wochen. Die Kosten müssen die Produzenten tragen. Aber im Moment gibt es keine andere Lösung, um dieses Problem zu bekämpfen.
Der Pilz dürfte auch in den kommenden Jahren ein Problem bleiben. Weil Fungizide nicht wirken, helfen laut dem Verband der Getreidesammelstellen der Schweiz nur vorbeugende Massnahmen: die Beachtung der Fruchtfolge, das Pflügen befallener Felder oder die gezielte Unkrautbekämpfung.