Ein Team von Biologinnen und Biologen der Griffith University im australischen Queensland durchsuchte die sozialen Medien nach Bildern, die den Kontakt zwischen Walen und Delfinen in den Ozeanen der ganzen Welt zeigten. Insgesamt stiessen sie dabei auf 197 Videos.
Ausserdem analysierten sie zwei weitere Videos, die im Rahmen von Forschungsprojekten von Kameras aufgenommen wurden, die an den Tieren befestigt waren. Die Studie wurde jetzt in der Zeitschrift «Discover Animals» veröffentlicht.
«Positive Interaktionen» überwiegen
Das Forscherteam bewertete ein Viertel aller analysierten Begegnungen zwischen den Meeressäugern als «positive Interaktion», das heisst als nicht-aggressive, zuweilen sogar spielerische Verhaltensweisen. Ausserdem beobachtete es, dass die Art der Interaktion weitgehend vom Kontext abhängt, in dem sich die Tiere begegnen. Zum Beispiel zeigen Wale mehr Aggressivität gegenüber Delfinen, wenn sie sich gerade ernähren.
Bei 80 Prozent der Begegnungen schwammen die Delfine nahe dem Kopf der Wale. Dies deutet gemäss den Forschern darauf hin, dass es ein gegenseitiges Bewusstsein gibt oder dass die Delfine sogar versuchen, die Aufmerksamkeit der Wale auf sich zu ziehen. In einigen Fällen scheinen die Delfine die Wale auch absichtlich zu berühren.
Nicht alle Walarten sind gleich empfänglich
Auf der Grundlage der analysierten Videos und Bilder zeigte sich auch, dass einige Walarten die freundlichen Annäherungsversuche der Delfine mehr zu erwidern schienen als andere. Insbesondere Buckelwale schienen eher zu Interaktionen bereit zu sein.
In einem Fall hob ein Buckelwal einen Delfin mit seiner Schnauze hoch, eine Handlung, die von den Studienautoren als wohlwollend beurteilt wurde. Andere Walarten schienen dagegen weniger von Delfinen fasziniert zu sein: Finnwale, Blauwale und Nordatlantische Glattwale zeigten minimale oder gar keine Reaktion.
Viele der Wal-Delfin-Interaktionen wurden vom Forscherteam als spielerisch interpretiert. Das Spiel könne bei diesen Tieren ihr allgemeines Wohlbefinden und ihre Kreativität fördern. Es ist jedoch schwierig zu belegen, was genau der Zweck oder die Absicht dieser Interaktionen ist.
Um all diese Erkenntnisse weiter zu vertiefen, wollen die Forscher in einem nächsten Schritt auch die Lautäusserungen berücksichtigen, die die Tiere während ihrer Interaktionen von sich geben. Ausserdem soll die Dauer dieser Austausche genauer erfasst werden - in der Hoffnung, dadurch besser zu verstehen, ob sich bestimmte Verhaltensweisen mit der Zeit ändern. Beim bisher ausgewerteten Material handelte es sich meist um Momentaufnahmen.
Nach Ansicht der Biologinnen und Biologen aus Queensland leisten solche Verhaltensstudien über Meeressäuger einen wichtigen Beitrag zu einem besseres Verständnis des ganzen Meeresökosystems und zum Artenschutz.