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Pharmabranche Warum Roche das Krebsmedikament Lunsumio zurückzieht

Es tobt ein Kräftemessen zwischen dem Pharmariesen Roche und dem Bund. Nun hat Roche ein Krebsmedikament zurückgezogen – da der Preisvorschlag des Bundes für zu tief angesehen wird.

Das Bundesamt für Gesundheit BAG bleibt unnachgiebig: Es fordert mehr Wirksamkeitsnachweise für das Krebsmedikament Lunsumio der Firma Roche. Dieses sei im Rahmen eines «Early Access»-Verfahrens trotz fehlender Daten auf den Markt gekommen. Obwohl die Wirksamkeit noch nicht, wie vom BAG gefordert, klinisch nachgewiesen wurde, soll Roche eine Preiserhöhung für das Medikament gefordert haben, schreibt etwa der «Tages-Anzeiger».

Roche hingegen ist der Ansicht, dass die Verantwortung beim BAG liege. Die bereits beobachteten positiven Effekte sollen ausreichen. Das Medikament ist Teil eines Pilotprojekts, welches eine Kostenübernahme vor der vollständigen Veröffentlichung der klinischen Daten vorsieht. Lunsumio sei für die Behandlung des follikulären Lymphoms bestimmt. Eine Krebserkrankung der Lymphknoten, von der es in der Schweiz etwa 500 Neuerkrankungen pro Jahr gibt.

Carmen de Ramon Ortiz, Hämatologin am Unispital Genf, verteidigte gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTS die Nutzung des Medikaments: «Es handelt sich um einen langsam fortschreitenden Krebs. Nicht alle benötigen eine Behandlung, nur sehr wenige benötigen mehr als zwei verschiedene Behandlungen. Aber ungefähr 20 Prozent benötigen eine intensivere Behandlung.»

Weiter fasst die Hämatologin auch die Funktion des Medikaments zusammen: «Es handelt sich um spezifische Antikörper, eine sehr innovative Immuntherapie, die das Immunsystem stimuliert. Das führt zu hohen Remissionsraten.»

Hohe Kosten

Laut Swissmedic kostet eine 60-mg-Dosis Lunsumio, also zwei Fläschchen, über 7000 Franken. Auf den Preis angesprochen, erklärt Carmen de Ramon Ortiz, dass es als Ärztin nicht ihre Aufgabe sei, über den Preis zu urteilen: «Ich kann aber sagen, dass es sehr wirksam ist.»

Die aktuell verfügbaren Daten stammen aus Phase-II-Studien, zeigen aber laut der Hämatologin einen realen Nutzen. Daher bedauert sie auch, dass in der Onkologie oft jahrelang auf die vollständigen Ergebnisse der Phase-III-Studien gewartet werden muss, obwohl Erkrankte bereits davon profitieren könnten.

«Zunächst dachten wir, es wäre noch möglich, im Einzelfall mit den Versicherungen zu verhandeln. Aber diese Option wird nun verwehrt», kommentiert Carmen de Ramon Ortiz den Rückzug des Medikaments.

Konkret heisst dies, dass man, um das Medikament zu erhalten, «direkt über ein Programm von Roche gehen muss». Dies werde jedoch viel eingeschränkter sein. Als Ergebnis können Patientinnen und Patienten, die von dem Medikament profitierten, seit dem 1. Juli keinen Zugriff mehr darauf haben.

«Es ist keine häufige Erkrankung, dennoch gibt es viele, die davon profitieren», betont Carmen de Ramon Ortiz.

RTS Forum / 17.7.25 / 18:03 Uhr

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