Es ist ein Tabu, das in der Waadtländer Weinwelt fällt: Der Kanton möchte sein «Weinbaugebiet neu dimensionieren».
Weil Schweizerinnen und Schweizer immer weniger Wein konsumieren, stellte Valérie Dittli, Vorsteherin des Waadtländer Departements für Landwirtschaft, Mitte November ihre Strategie für die Zukunft des Waadtländer Weinbaus vor.
Es handelt sich um einen Unterstützungsplan im Umfang von 17 Millionen Franken für die Winzerinnen und Winzer, davon vier Millionen für die Umwandlung von Rebflächen in andere Kulturen.
Im Rahmen dieses Plans können die Betroffenen freiwillig Unterstützung beantragen, um ihre Reben herauszureissen und sie beispielsweise durch Sträucher oder blühende Brachflächen zu ersetzen.
Die Umsetzung des Plans ist für Anfang 2026 vorgesehen.
Eine Massnahme, die spaltet
Der Plan kommt aber in der Weinbaubranche selbst nicht gut an. Das zeigte unter anderem eine Diskussion in der Waadtländer Gemeinde Gilly, an der 200 Winzer und Winzerinnen teilnahmen.
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«Selbst wenn man eine Entschädigung dafür erhält, dass man seine Reben herausreisst, gefällt uns das nicht wirklich», sagt beispielsweise Winzer Constant Jomini. «Wir bevorzugen es, Lösungen zu finden, um unseren Wein besser zu vermarkten und zu verkaufen.»
Ein Sektor unter Druck
François Montet, Präsident der Waadtländer Winzervereinigung, versteht, dass eine solche Entscheidung schwer zu treffen ist. «Das ist nichts, was man leichten Herzens tut. Aber irgendwann gibt es eine wirtschaftliche Realität.»
Montet verweist insbesondere auf die Freihandelsabkommen mit dem Ausland, klimatische Schwierigkeiten und den Preisdruck. «Wir haben Betriebe, die verschwinden. Wenn wir nicht schnell handeln, werden Winzer ihren Betrieb schliessen müssen.»
Angesichts dieser Lage schlagen manche vor, die Produktion zu diversifizieren, also die Trauben beispielsweise zu Saft oder Rosinen zu verarbeiten. Das sei nicht so einfach, erklärt Alexandre Mondoux, Wirtschaftsprofessor an der Schule für Önologie und Weinbau in Changins.
«Es wäre schwierig, von einem Jahr zum nächsten zu sagen: ‹Es gibt etwas mehr Nachfrage nach Traubensaft, also produziere ich mehr Saft.› Man riskiert, Marktanteile oder Verträge mit dem Grosshandel oder der Grossdistribution für den Wein zu verlieren. Im folgenden Jahr wäre es schwer, diese Lieferungen wieder aufzunehmen.»
Viele Winzerinnen und Winzer stellen bereits Traubensaft her, doch die Produktion bleibt marginal, da die Wertschöpfung – und damit das Einkommen – für ein solches Produkt eher gering ist.
Innovation statt Rosinen
Was Rosinen betrifft, so wäre deren Produktion in der Schweiz schlicht zu teuer. «Es gibt starke internationale Konkurrenz, insbesondere aus Ländern wie der Türkei oder Ägypten, die auf dieses Produkt spezialisiert sind», sagt Mondoux.
Er rät stattdessen zu entalkoholisierten Weinen oder Schaumweinen – Märkten, die vielversprechender erscheinen. «Winzer können problemlos mehrere Produktlinien haben – eine traditionelle und eine etwas innovativere. Ich denke, die meisten Winzer werden sich neuen Produkten zuwenden, um künftig neue Märkte zu erschliessen.»