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SRG-Umfrage Fehlende Toleranz gegenüber anderen Meinungen ist ein Problem

Eine Umfrage der SRG zeigt, dass fast drei Viertel der Schweizerinnen und Schweizer finden, es mangle hierzulande an Toleranz gegenüber anderen Meinungen.

Während auf nationaler Ebene 72 Prozent der Befragten das Gefühl haben, dass ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger intolerant gegenüber anderen Standpunkten sind, sind im Tessin 84 Prozent dieser Meinung, also deutlich mehr. Erwartungsgemäss nehmen die in der Schweiz lebenden Ausländer dieses Problem stärker wahr: 78 Prozent von ihnen finden, dass es in der Schweiz an Toleranz mangelt. Das geht aus der grossen Umfrage «Wie geht's, Schweiz?» hervor, die das Meinungsforschungsinstitut GFS Bern im Auftrag der SRG im Frühjahr 2023 durchgeführt hat.

Eckwerte der Umfrage

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Die Resultate der Umfrage «Wie geht’s, Schweiz?» basieren auf 57'778 Interviews, die vom Forschungsinstitut GFS Bern im April und Mai 2023 im Auftrag der SRG durchgeführt wurden. 2983 Personen wurden aus einem Online-Panel von GFS Bern ausgewählt, und zwar so, dass ein repräsentatives Abbild der Schweizer Bevölkerung entstand (16 Jahre und älter). Die Stichprobe wurde entlang der Sprachregion viersprachig geschichtet und entlang von Alter und Geschlecht quotiert.

54'795 weitere Personen füllten den Fragebogen online aus. Sie wurden über die Kanäle der SRG dazu aufgerufen, entschieden aber selbst, ob sie mitmachen wollten oder nicht. Diese Befragungsmethode ist nicht repräsentativ. Die Datenqualität entsteht hier mittels spezifischer Verfahren der Datengewichtung und Datenvalidierung.

Der Fragebogen umfasste über 300 Fragen . Damit ein Interview nicht länger als ca. 20 Minuten dauerte, stellte GFS Bern nicht allen Befragten die gleichen Fragen. Der Stichprobenfehler variiert darum je nach Frage und Anzahl Antworten. Bei 57’778 Interviewten beträgt er 0.4 Prozent, bei 6000 1.27 Prozent, bei 3000 1.79 Prozent.

Kompletter Schlussbericht «Wie geht's Schweiz?» als PDF

Betrachtet man die politische Zugehörigkeit, so sind die SVP-Anhänger die einzige Kategorie – unter allen sozioökonomischen oder kulturellen Kategorien, die von GFS Bern erfasst wurden –, in der nicht eine absolute, sondern nur eine relative Mehrheit (48 %) die fehlende Toleranz als Problem sieht.

Gesellschaftliche Probleme werden verschwiegen

Der Aussage «In der Schweiz sprechen wir im Allgemeinen nicht über gesellschaftliche Probleme» stimmen 66 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer eher oder ziemlich zu. Dieser Prozentsatz nimmt mit steigendem Haushaltseinkommen ab – von 75 Prozent zustimmenden Antworten bei denjenigen, die bis zu 3000 Franken verdienen, zu nur noch 58 Prozent bei denjenigen, die über 9000 Franken verdienen.

Sicherheit kommt manchmal vor Freiheit

Eine Mehrheit von 63 Prozent der Befragten ist eher oder absolut der Meinung, dass die Freiheit aus Sicherheitsgründen manchmal eingeschränkt werden muss. Ein Drittel der Bevölkerung ist mit solchen Beschränkungen nicht einverstanden. Generell ist es ein Thema, an dem sich die Geister scheiden. So ist die italienische Schweiz mit 70 Prozent am ehesten bereit, Einschränkungen der Freiheit zu akzeptieren, um die Sicherheit zu gewährleisten, gefolgt von 64 Prozent in der Deutschschweiz, während in der Romandie mit 55 Prozent die Zustimmung am niedrigsten ist.

Personen mit niedrigeren Gehältern sind weniger bereit, solche Einschränkungen zu akzeptieren. Nur 57 Prozent der Personen, die weniger als 3000 Franken verdienen, befürworten eine Einschränkung ihrer Freiheit aus Sicherheitsgründen. 52 Prozent der Personen, die zwischen 3000 und 5000 Franken verdienen, sind dafür. Die höheren Gehaltsklassen schwanken zwischen 64 und 69 Prozent Zustimmung.

Zu leicht beleidigt

Eine Mehrheit von 59 Prozent der Befragten ist der Meinung, dass sich die meisten Schweizerinnen und Schweizer leicht beleidigt fühlen, während 32 Prozent die gegenteilige Meinung vertreten. In der Deutschschweiz finden es 64 Prozent «ziemlich» oder «voll und ganz» wahr, dass ihre Mitmenschen zu leicht beleidigt werden. In der italienischen Schweiz finden das 57 Prozent und in der französischsprachigen Schweiz nur 42 Prozent.

Sollen aber alle sagen können, was sie wollen, auch wenn es andere beleidigt? Eine knappe Mehrheit der Befragten findet Nein (52%), eine starke Minderheit findet Ja (46%). Unter Befragten mit Sympathie für die SVP gibt es eine starke Mehrheit für die Meinungsfreiheit, während die Anhänger und Anhängerinnen der anderen Parteien mehrheitlich dagegen sind.

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Echo der Zeit, 23.11.2023, 18:00 Uhr

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