Seit 2017 bietet Italien vermögenden Ausländern ein massgeschneidertes Steuersystem an. Nach britischem Vorbild sind Personen, die ihren Steuersitz nach Italien verlegen, gegen eine jährliche Pauschalzahlung von 200'000 Euro vollständig befreit von Steuern auf ihren Einkünften aus dem Ausland: Dividenden, Mieten, Kapitalgewinne oder Erbschaften.
Dieses System kann für 25'000 Euro pro Person auf andere Familienmitglieder ausgedehnt werden. So würde eine vierköpfige Familie theoretisch nur insgesamt 275'000 Euro Steuern pro Jahr zahlen, unabhängig von ihren Einkünften aus dem Ausland. Vor einer im August 2024 in Kraft getretenen Reform war dieser Betrag noch niedriger: 100'000 Euro für den Hauptsteuerzahler.
Das System gilt für 15 Jahre und garantiert somit steuerliche Stabilität: keine Vermögenssteuer und keine Verpflichtung zur Deklaration von im Ausland gehaltenen Vermögenswerten. Es richtet sich an Personen, die bereit sind, in die italienische Wirtschaft zu investieren, insbesondere in Immobilien, Dienstleistungen oder Luxusgüter.
Konkrete Auswirkungen und zunehmende Kritik
Laut Steuerkanzleien haben bereits mehrere hundert Personen von diesem System profitiert. Darunter finden sich Führungskräfte, Schweizer Rentner oder auch Prominente.
Die Zeitungen der Tamedia-Gruppe weisen auf zwei Schweizer Bankiers hin, ehemalige Partner der Bank Pictet, die ihren Steuersitz nach Italien verlegt haben. Der Fall zeigt: Italien zieht also dank dieses steuerlichen Hebels weiterhin Vermögende an.
Das System wird jedoch auch kritisiert. Für Reiche gälten Sonderregeln, normale Leute seien davon ausgeschlossen – während Italiens Mittelschicht die höchsten Steuern Europas zahlt. Trotz dieser Spannungen hält Italien an seiner Strategie fest, während andere Länder wie Portugal solche Steuersysteme reduzieren oder ganz abschaffen.