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Ukraine-Krieg Russischer Soldat verweigert Krieg und will nun andere aufklären

Da Moskau neue Soldaten für den Kampf an der ukrainischen Front benötigt, versuchen immer mehr junge Russen, der Armee zu entkommen. Dmitri Vytalievich war einer der Ersten, die es wagten, den Kampf zu verweigern.

«Ich wurde vor Gericht gestellt, weil ich mich weigerte, am Krieg teilzunehmen», sagt Dmitri Vytalievich, ein ehemaliger russischer Soldat, gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTS. «Ich wurde zu zwei Jahren und fünf Monaten Strafkolonie verurteilt und nach einem Jahr und drei Monaten Haft auf Bewährung entlassen.»

Der junge Russe schildert, warum er der Dienst verweigerte:

Der junge Leutnant wurde im Februar 2022 unter dem Vorwand militärischer Übungen an die Front geschickt. Doch als ihm klar wurde, dass es um die Teilnahme an einem Krieg ging, konnte er die Situation nicht mehr ertragen.

Vielleicht fangen sie an, Menschen zu erschiessen, die sich weigern, in den Krieg zu ziehen.
Autor: Dmitri Vytalievich Kriegsdienstverweigerer

«Mir wurde klar, dass es keinen Sinn hatte, Menschen zu töten, dass es nicht zur Lösung des Konflikts beitrug», sagt der 29-Jährige.

Untersuchung und Prozess

Als er fünf Monate nach Kriegsbeginn auf Urlaub von der Front zurückkehrte, beschloss er, seinen Militärdienstvertrag aufzulösen. «Nachdem ich die Eltern meiner gefallenen Freunde besucht hatte, teilte ich meinem Regiment meinen Abgang mit», erklärt Vytalievich.

Mann im Park vor Bäumen und Wasser.
Legende: Dmitri Vytalievich will nun andere Soldaten aufklären. RTS

Doch seine Vorgesetzten machten ihm klar, dass er ins Gefängnis komme, wenn er nicht wieder zu den Waffen greife. Der Leutnant blieb bei seinem Einspruch, woraufhin ein Strafverfahren eingeleitet wurde. Sein Prozess war öffentlich, ein Mittel der Behörden zur Abschreckung. Sie wollten an ihm ein Exempel statuieren. Vytalievich kam in die Strafkolonie Nummer drei in Kalmückien im Ural.

Andere Soldaten aufklären

Unterdessen ist er frei und hat einen neuen Kampf aufgenommen: Er will andere Soldaten informieren, die eingezogen werden könnten.

«Vielleicht fangen sie an, Leute zu erschiessen, die sich weigern, in den Krieg zu ziehen.» Aber: «Die Hauptsache ist, die richtige Seite zu wählen, die gute Seite. Es ist wie bei Shakespeare: ‹Sein oder Nichtsein›. Man muss die richtigen Entscheidungen treffen und handeln. Man darf nicht untätig zusehen», sagt er.

Während Dmitri Vytalievich in seinem Interview offen seine Meinung äussert, zögern die meisten Deserteure vor diesem Schritt, angesichts des Drucks der Behörden.

Tagesschau, 26.4.2025, 19:30 Uhr; sten

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