An den weltweiten Handelsplätzen gibt es mittlerweile ein geflügeltes Wort: «Trump Always Chickens Out» oder kurz «Taco». Bekannt gemacht hat dieses Akronym Robert Armstrong, ein Journalist der «Financial Times», in einem Beitrag vom 2. Mai. Es beschreibt Trumps wechselhafte Zollpolitik. Der US-Präsident hatte wiederholt hohe Strafzölle angekündigt, nur um sie später zurückzunehmen oder abzuschwächen. Die Märkte reagierten darauf jeweils mit einem Auf und Ab.
Diese Dynamik war insbesondere am 23. Mai zu beobachten, als Donald Trump der EU mit Zöllen von 50 Prozent auf europäische Importe ab dem 1. Juni drohte. Die Märkte gerieten ins Stocken, bevor sie zwei Tage später wieder anstiegen, als die Massnahmen nach einem Telefonat mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ausgesetzt worden waren.
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Mittlerweile ist das anders. Laut Sam Burns, Analyst beim Beratungs- und Forschungsunternehmen Mill Street Research, haben die Märkte gelernt, Trumps Aussagen zu relativieren. Das Ergebnis: Investorinnen und Investoren zögern nicht mehr, entgegen dem Trend zu reagieren, und setzen jeweils auf einen möglichen Rückzieher der Regierung.
Ein riskanter Ansatz
Aber dieser Ansatz, der auf der Idee basiert, dass «Trump immer kneift», ist nicht ohne Risiko. Denn eine Garantie dafür, dass der Präsident auch künftig seine Entscheidungen rückgängig machen wird, gibt es nicht.
Darüber hinaus kann eine solche Volatilität der langfristigen wirtschaftlichen Stabilität schaden und das Vertrauen von Verbraucherinnen und Unternehmen beeinträchtigen. Allein auf diese Strategie zu vertrauen, kann jedoch zu Verlusten führen – dann, wenn Donald Trumps Kurswechsel weniger häufig oder weniger ausgeprägt werden.
Zumal der Ausdruck mittlerweile auch Trump selbst zu Ohren gekommen ist. Als er Ende Mai darauf angesprochen wurde, empörte sich der 78-jährige Präsident über die Vorstellung, er würde angesichts der Börsenreaktionen einen Rückzieher machen. «Ich kneife?! Das habe ich noch nie gehört», sagte er, bevor er es als «fiese Frage» bezeichnete. Diese Kehrtwenden gehörten einfach zur Verhandlungsstrategie.
Donald Trumps Empfindlichkeit
Mehrere Beobachterinnen und Beobachter befürchten nun, dass der Präsident versuchen könnte, diese Theorie zu widerlegen. In einem Interview mit CBC sagt Journalist Robert Armstrong: «Trumps Feigheit hat ja auch etwas Gutes. Seine Zollpolitik ist sehr destruktiv. [...] Dann ist es doch gut, dass er diese schlechten Ideen nicht umsetzt. [...] Jetzt, da er diesen [Taco-]Satz kennt, habe ich ein wenig Angst, dass er nicht mehr kneift. Und das ist genau das, was ich nicht will.»