- Der amerikanische Spielzeug-Konzern Mattel bringt die allererste Barbie-Puppe mit Typ-1-Diabetes auf den Markt.
- Mattel wolle mit der Puppe «das Gefühl der Inklusion und Empathie» rund um die Krankheit stärken.
- Die Puppe trägt eine Insulinpumpe und ein Blutzuckermessgerät am Arm.
Sie ist die neueste Ergänzung einer Kollektion, die «darauf ausgelegt ist, mehr Kindern die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu sehen», so der Spielzeughersteller. Sie reiht sich neben Puppen im Rollstuhl, solchen mit Hautpigmentstörungen oder mit Hörgeräten ein.
Inklusive Puppen
-
Bild 1 von 3. Barbie-Puppen haben inzwischen nicht nur verschiedene Körpergrössen, sondern auch unterschiedliche Hautfarben, werden mit einer körperlichen Behinderung oder mit einer Krankheit dargestellt. Bildquelle: Mattel.
-
Bild 2 von 3. So gibt es inzwischen Puppen mit Hörgeräten, mit einem Blindenstock oder, wie hier abgebildet: eine Puppe, die Menschen mit Downsyndrom nachempfunden ist. Bildquelle: Mattel.
-
Bild 3 von 3. Mattel hat keine Verkaufszahlen oder Vertriebsvolumen für seine Modelle mit Krankheiten oder Behinderungen bekannt gegeben, aber Vielfalt und Inklusion sind Wachstumstreiber auf dem globalen Puppenmarkt. Bildquelle: Mattel.
Bei Mattel sei man sich der mächtigen Rolle bewusst, die Barbie bei der Gestaltung der ersten Weltwahrnehmungen von Kindern spiele, so Krista Berger, Chefin der Puppen-Sparte bei Mattel, in einer Pressemitteilung.
«Indem wir unser Sortiment erweitern und Puppen mit medizinischen Zuständen wie Typ-1-Diabetes einbeziehen, können wir die Diabetes-Gemeinschaft repräsentieren und unsere Mission fortsetzen, das Spielen inklusiver zu gestalten, damit sich jedes Kind in den Geschichten, die es sich vorstellt, und in den Puppen, die es liebt, wiedererkennen kann», fügt sie hinzu.
Widersprüchlicher Ansatz?
Während diese inklusiven Spielzeuge von vielen Familien positiv wahrgenommen werden, wirft die Strategie auch Fragen zur Widersprüchlichkeit solcher Ansätze auf. «Einerseits kann man sagen, dass die Inklusion voranschreitet, was äusserst positiv ist», sagt die Anthropologin und Konsumexpertin Fanny Parise am Donnerstag gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTS.
«Andererseits, wenn es zur Norm wird, seine eigene Puppe mit Diabetes zu haben, werden wir uns weniger Fragen über chronische Krankheiten stellen», fährt sie fort. Paradoxerweise werde dies dazu beitragen, diese Krankheiten zu normalisieren und damit unsichtbar zu machen, meint die Anthropologin.
Fanny Parise sieht darin auch eine direkte Antwort auf den sozialen und ökologischen Druck, der heute auf grossen Marken lastet. Um zeitgemäss zu bleiben, müssen Unternehmen wie Mattel zeigen, dass sie in einer von chronischen Krankheiten geprägten Gesellschaft relevant sind. «Diese Barbie mit Diabetes ist eine Möglichkeit, im Mittelpunkt der Anliegen der Menschen zu bleiben und somit Anziehungskraft für die vermarkteten Produkte zu erzeugen», erklärt die Expertin.