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Zahlungsverkehr Wer profitiert vom Ende des Bargelds?

Der elektronische Zahlungsverkehr wird immer dominanter. Dennoch ist oft nicht klar, wie viele Gebühren Ladenbesitzer dafür zahlen müssen.

Anne-Lise Noz fühlt sich hilflos. Sie ist Chefin einer Chocolaterie und Präsidentin des Kaufmännischen Verbands in Lausanne. Und spürt als solche ein Unbehagen in der Branche. Denn immer mehr Kundinnen und Kunden bezahlen nur noch elektronisch, was für Ladenbesitzer mit Mehrkosten verbunden ist.

«Wenn man ein Croissant für 1.80 Franken verkauft, die Kommission 65 Rappen pro Transaktion beträgt und man noch 1.5 Prozent auf den Verkaufsbetrag rechnen muss, ist mit dem Produkt kein Gewinn mehr möglich», sagt sie in der RTS-Sendung Basik.

Links eine ältere Frau, rechts eine Aufzählung der Gebühren, wenn ein Gipfeli verkauft wird.
Legende: Anne-Lise Noz, Chefin einer Chocolaterie, fühlt sich angesichts der Provisionen, die für digitale Zahlungen erhoben werden, hilflos. RTS

Ebenso würde ein Teil des Gewinns auf undurchsichtige Weise verloren gehen. In den Verträgen, die die Händler mit Dienstleistern des elektronischen Zahlungsverkehrs abschliessen, seien Provisionen und Nebenkosten zwar präzise angegeben. Aber: «Bei der Überprüfung der Abrechnungen sind die tatsächlichen Abzüge schwer zu messen, da nur der Nettoumsatz angegeben wird.»

Visa und Mastercard unter Beobachtung

Die Wettbewerbskommission (Weko) hat die Akteure im Zahlungsverkehr seit Jahren im Visier. «Provisionen setzen sich aus zwei Elementen zusammen. Die erste Provision ist die, die der Händler an das Unternehmen zahlt, das ihm das Kartenlesegerät zur Verfügung stellt», sagt Olivier Schaller, Vizedirektor der Weko. «Die zweite ist die Interbankengebühr, die der Händler an die Banken zahlt, die die von den Kunden verwendeten Debit- oder Kreditkarten stellen.»

Genau diese Interbankengebühr wird von der Weko analysiert. Sie hat 2023 zwei Untersuchungen eröffnet, um festzustellen, wie weit die Akteure gehen können.

«Die Interbankengebühr legen wir zwar fest, aber wir verdienen nichts daran», sagt Santosh Ritter, Leiter von Visa Schweiz. «Bei einer Transaktion von 45 Franken nehmen wir beispielsweise eine Gebühr von etwa einem Rappen. Bei der Provision zwischen Händlern und den Anbietern der Kartenlesegeräte sind wir nicht beteiligt.»

Worldline weicht aus

Der weltweit führende Anbieter von Kartenlesegeräten ist das Pariser Unternehmen Worldline. Der Schweizer Marktführer für Zahlungsverkehr Six ist einer seiner Hauptaktionäre.

In Bezug auf die von Worldline erhobene Provision sagt der Direktor von Worldline Schweiz, Marc Schluep, dass «der Wettbewerb im Zahlungssektor auf dem Schweizer Markt immer stärker wird. Daher kann ich die Höhe unserer Provision nicht bestätigen».

Diese Intransparenz beschäftigt auch die Politik. «Ich habe mich mit diesen Akteuren getroffen. Sie sagen, dass sie so gut wie gar nichts erheben und ihre Arbeit zum Wohle der Unternehmen und Verbraucher machen», sagt der Walliser SP-Nationalrat Emmanuel Amoos. «Die Realität sieht jedoch anders aus. Visa, Mastercard und Worldline haben ultradominante Positionen in der Branche.»

Amoos hat eine parlamentarische Interpellation eingereicht, in der er von diesen Unternehmen mehr Transparenz fordert.

Neue Akteure

Gleichzeitig gibt es immer mehr Akteure im Zahlungsbereich. So beginnt das Londoner Start-up-Unternehmen Sumup, sich in Europa einen Namen zu machen. Der Preis für sein Mikro-Zahlungsterminal beträgt einmalig 29 Euro. Die Transaktionsgebühr betrage in der Schweiz 1.5 Prozent und kann je nach Vertrag auf bis zu 0.99 Prozent sinken.

Ein Kartenlesegerät von Sumup
Legende: Das Londoner Start-up Sumup beginnt, in ganz Europa bekannt zu werden. RTS

In der Schweiz hat Sumup bereits 50'000 Händler überzeugt und im letzten Jahr zwei Milliarden Franken umgesetzt. Damit greift es das Quasi-Monopol von Worldline hierzulande an.

Blick über die Sprachgrenzen

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Dieser Artikel erschien zuerst auf Französisch und wurde durch die «dialog»-Redaktion übersetzt. Die Originalversion können Sie auf RTS lesen.

«dialog» ist das Angebot der SRG, das mit Debatten und dem Austausch von Inhalten Brücken baut zwischen Menschen in allen Sprachregionen sowie Schweizerinnen und Schweizer im Ausland.

Basik, 15.4.2024, 20:10 Uhr

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