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Debatte über Ehe für alle «Es geht endlich vorwärts»

Die Ehe für alle ist ein Stück weiter. Die zuständige Kommission des Nationalrats will die Ehe für homosexuelle Paare öffnen. Das wurde auch Zeit, findet Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross. Strittig bleibt die Frage, ob die künstliche Befruchtung für lesbische Paare erlaubt werden soll.

Roman Heggli

Geschäftsleiter Pink Cross

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Roman Heggli ist Geschäftsleiter des Schweizer Dachverbands Pink Cross, der die Interessen von homo- und bisexuellen Männern vertritt.

SRF News: Die zuständige Kommission des Nationalrats will die Ehe für alle öffnen. Wie wichtig ist der Entscheid für Sie?

Roman Heggli: Für uns ist es ein grosser Teil-Erfolg. Es geht endlich vorwärts. die parlamentarische Initiative wurde vor fünf Jahren eingereicht. Zum ersten Mal haben wir nun einen Gesetzesentwurf, zu dem wir Stellung beziehen können.

Ein zentrales Anliegen wurde jedoch nur teilweise erfüllt. Über die künstliche Befruchtung für lesbische Paare soll weiter diskutiert werden.

Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass auch dieser Teil in die Vorlage integriert wird. Doch wir sind auch sehr erfreut, dass die Rechtskommission gemerkt hat, dass es an der Zeit ist, eine konsequente Vorlage für die Ehe für alle sowie eine Variante mit dem Zugang zur künstlichen Befruchtung in die Vernehmlassung zu schicken.

Sie setzen sich auch für Leihmutterschaft und Eizellenspende ein. Das scheint nicht realistisch zu sein.

Nein, das ist momentan wirklich kein Thema. Uns ist es ein Anliegen, dass wir die gleichen Rechte haben wie heterosexuelle Paare auch, und dazu gehört der Zugang zur künstlichen Befruchtung. Leihmutterschaft hingegen ist für alle Paare verboten, entsprechend bleibt sie auch für homosexuelle Paare verboten.

Regenbogenfamilien sind eine Realität und rechtlich nicht gut abgesichert.

In der Schweiz sind ca. zehn Prozent LGBT (lesbisch, schwul, bi- oder transsexuell), das betrifft also 800'000 Menschen in der Schweiz, die momentan noch nicht die gleichen Rechte haben aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Daher freut es mich sehr, dass wir hier einen Schritt vorwärts kommen.

Bereitet Ihnen die Möglichkeit eines Referendums Sorgen?

Nein. Ich glaube, wir haben eine klare Mehrheit der Bevölkerung hinter uns. Viele Menschen verstehen nicht mehr, dass wir nicht die gleichen Rechte haben aufgrund unserer sexuellen Orientierung. Ich finde es trotzdem auch stossend, dass wir solange warten müssen, schliesslich betrifft dies auch Kinder. Regenbogenfamilien sind eine Realität und rechtlich nicht gut abgesichert.

Momentan passiert künstliche Befruchtung bereits, einfach im Ausland. Dass gerade auch lesbische Paare Zugang zu künstlicher Befruchtung haben, ist uns ein grosses Anliegen. Wir kämpfen mit allen Kräften, dass wir die Vorlage durchs Parlament kriegen. Und auch wenn es ein Referendum braucht: Ich bin überzeugt, dass wir die Menschen hinter uns haben.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

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