«Victoire historique», «Retour par la grande porte»: die Euphorie ist gross im Communiqué der beiden Elsässer Departemente Haut-Rhin und Bas-Rhin vom 29. Oktober. Grund ist eine gleichentags in Paris unter anderem von Premierminister Edouard Philippe und dem Regionalpräsidenten des Grand Est, Jean Rottner, unterzeichnete gemeinsame Erklärung . Diese legt den Grundstein für die Schaffung einer Teilregion Elsass mit eigenen Kompetenzen innerhalb der ungeliebten Grossregion Grand Est.
Lieber den Spatz in der Hand
Es ist das, wofür die Elsässer auch nach in Kraft treten von François Hollandes Territorialreform Anfang 2016 weiter gekämpft haben. «Das Elsass kommt wieder auf die Landkarte», triumphiert denn auch Brigitte Klinkert, Präsidentin des Departementrats Haut-Rhin in Colmar.
Eigentlich hätten die beiden Departemente am liebsten den vollständigen Austritt aus dem Grand Est gegeben, sagt Klinkert - und mit ihnen 83 Prozent der Bevölkerung. Aber Staatspräsident Macron und Premierminister Philippe hätten klar gemacht, dass das nicht in Frage komme. «Da haben wir uns gesagt, wenn wir das jetzt nicht machen, wird das Elsass nie wieder eine Körperschaft sein.»
Klinkert verspricht sich einiges von den neuen Kompetenzen, die das Elsass in der Körperschaft erhalten soll. Im Grand Est seien sie gezwungen, nach Westen zu blicken, aber die ganze elsässische Geschichte und Identität orientiere sich nach Osten. «Wir wollen wieder zum Herz des Rheinlands werden», sagt Klinkert. Dazu wolle man auch die Beziehungen zur Region Basel und zu Baden-Württemberg wieder vertiefen, die im Grand Est gelitten hätten.
Positive Reaktion auf Schweizer Seite
Auch auf Schweizer Seite freut man sich auf dieses Datum. «2016 mussten wir neue Netzwerke aufbauen», sagt der Geschäftsführer der Regio Basiliensis, Manuel Friesecke. Die bisherigen Ansprechpartner seien zum Teil gar nicht mehr zuständig gewesen oder neu für andere Bereiche oder Territorien.
Denn der Grand Est ist als viertgrösste Region Frankreichs grösser als die Schweiz und zählt rund 5,5 Millionen Einwohner. Mit den ehemaligen Regionen Elsass, Lorraine und Ardenne-Champagne ist sie zudem heterogen. «Das einzig Gemeinsame der drei ehemaligen Regionen ist, dass sie ans Ausland grenzen», sagt Manuel Friesecke: Schweiz und Deutschland im Osten, Luxemburg und Belgien im Norden. Mit Ausnahme der Grenze zur Schweiz also alles EU-Binnengrenzen. Die Interessen innerhalb der Grossregion seien sehr unterschiedlich, hat auch Basels Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann festgestellt: «Es war darum schwieriger für uns, unsere Anliegen im Grand Est bekannt zu machen.»
Unterstützung aus Basel
Die Basler und Baselbieter Regierungen begrüssten deshalb die Bemühungen der elsässischen Nachbarn um mehr Kompetenzen. Als sie von diesen um Unterstützung gebeten wurden, baten sie in einem Brief Paris, dem Wunsch des Elsasses zu entsprechen. Ansonsten betont Ackermann, dass man sich nicht in diese innerfranzösischen Angelegenheiten einmischen wolle. Die Zurückhaltung ist verständlich. Denn auch nach dem 2021 ist das Elsass Teil der Region Grand Est, welche somit Ansprech- und Verhandlungspartner für die Schweizer Seite bleibt.
Originaldokumente
(SRF1, Regionaljournal Basel, 06:32 Uhr)