- Neue Ideen für den Bau eines Atomendlagers sorgen für Streit zwischen dem Kanton Solothurn und dem Bund.
- Die nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) präsentiert am Donnerstag die Idee, dass ein Teil der Oberflächenanlage des Endlagers auch in einer anderen Region entstehen könnte als das Endlager selbst.
- Konkret geht es um den Standort einer Verpackungsanlage, wo radioaktive Abfälle für die Endlagerung aufbereitet werden. Diese könnte laut Nagra nun doch auch auf dem Gelände des AKW Gösgen im Kanton Solothurn gebaut werden.
- Die Solothurner Regierung reagiert empört auf diese Idee und findet das Vorgehen des Bundes unprofessionell.
Auf dem endlos scheinenden Weg zu einem Tiefenlager für radioaktive Abfälle sorgt nicht nur der Standort des eigentlichen Lagers für hitzige Diskussionen. Ebenso umstritten ist die Frage, wo die sogenannten Oberflächenanlagen des Tiefenlagers entstehen sollen. An diesen Standorten werden die radioaktiven Abfälle für die Endlagerung vorbereitet.
Atommüll bei AKW-Standorten verpacken?
Bisher plante die Nagra, welche im Auftrag des Bundes das Tiefenlager sucht, dass die gesamte Oberflächenanlage in derselben Region ist, wo auch das Lager ist. In einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung heisst es nun aber, es werde auch die Möglichkeit zur Diskussion gestellt, ob man die Verpackungsanlage ausserhalb der Standortregion platzieren könnte.
Konkret zieht der Bund nun das Gelände des Atomkraftwerks Gösgen als solchen Standort in Betracht. Dieses Vorgehen provoziert nun eine scharfe Reaktion der Solothurner Regierung.
In Solothurn glaubte man bisher, das Thema Tiefenlager sei erledigt. Denn als Standort für ein Tiefenlager hat die Nagra das Niederamt nicht weiter empfohlen. Nun soll also vielleicht doch zumindest eine Verpackungsanlage in der Region geprüft werden.
Vorwürfe nach Bern – und zurück
Es sei unprofessionell und irritierend, was der Bund hier vorschlage, heisst es in einer Mitteilung der Solothurner Regierung. Das Kernkraftwerk Gösgen sei im bisherigen Verlauf des Verfahrens nie zur Diskussion gestanden als Standort für die Verpackungsanlage.
«Der Vorschlag hat uns auf dem linken Fuss erwischt», sagt der Solothurner Landammann Roland Fürst gegenüber SRF. Man sei stets davon ausgegangen, dass die gesamte Oberflächenanlage in der Nähe des Tiefenlagers entstehen würde. Ausserdem hätte die Frage, ob Gösgen als Standort in Frage kommt, zwingend schon in einer früheren Etappe geklärt werden müssen.
Beim Bundesamt für Energie wehrt sich eine Sprecherin auf Anfrage von SRF gegen diese Vorwürfe aus Solothurn. Man gehe genau nach Plan vor und diskutiere Etappe für Etappe alle möglichen Lösungen.
Die Solothurner Regierung habe gewusst, dass man darüber diskutieren werde, dass die Verpackungsanlage auch ausserhalb des Endlager-Standortes gebaut werden könnte. Sie hätte also wissen müssen, dass auch Gösgen ein möglicher Standort sein könnte, so das Bundesamt für Energie.