- Durch den geplanten Neubau der Seilbahn von Weggis in Richtung Rigi Kaltbad käme es zu «keiner schweren zusätzlichen Beeinträchtigung» der geschützten Landschaften an der Rigi Südflanke.
- Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission, welches am Dienstag mit Verspätung veröffentlicht wurde.
- Das Projekt nimmt damit eine wichtige Hürde. Doch, bei der Bevölkerung ist es umstritten.
Seit über 50 Jahren transportieren zwei Gondeln Wanderer, Skifahrer und andere Ausflügler von Weggis in Richtung Rigi Kaltbad – bis zu 640 pro Stunde. Doch nicht mehr lange, die Pendelbahn hat ihr Lebensende bald erreicht.
«Keine schwere Beeinträchtigung»
Als Ersatz planen die Rigi-Bahnen eine moderne Gondelbahn mit kleineren doch deutlich mehr Kabinen. Dafür müsste die Anzahl Masten von drei auf elf erhöht werden. Deshalb und weil die Bahn durch zwei national geschützte Landschaftszonen führt, war ein Gutachten durch die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission ENHK nötig. Einerseits durchquert sie eine «Landschaft von nationaler Bedeutung», andererseits eine «Trockenwiese von nationaler Bedeutung».
Dieses Gutachten wurde nun nach einiger Verzögerung veröffentlicht. Es kommt zum Schluss, dass die Gondelbahn – nach aktuellem Projektstand – «zu keiner schweren Beeinträchtigung» der geschützten Zonen führen würde. Das heisst, die Rigi-Bahnen können weiterplanen.
Dabei gilt es laut der ENHK jedoch einiges zu beachten. So darf die bestehende Waldschneise durch den Chilenwald etwa nicht vergrössert werden, die neue Bahn soll nicht mehr Lärm verursachen als die alte und ausserdem müssen die Berg- und Talstation sowie die Gondeln dezent gestaltet sein.
Bezüglich Waldschneise sagte Jörg Lustenberger, verantwortlich für das neue Bahnprojekt: «Wir nutzen die bestehende Schneise. Dennoch werden gewisse Rodungen nötig sein und an einigen Stellen wird der Wald nicht so hoch wachsen dürfen, wie er das natürlicherweise tun würde.»
Widerstand aus der Bevölkerung
Mit dem positiven Entscheid des Gutachtens nimmt das Gondelbahn-Projekt eine wichtige Hürde, doch es gibt auch Widerstand aus der Bevölkerung. René Stettler, der selber in Weggis wohnt, setzt sich schon länger gegen das Besucher-Wachstum bei den Rigi-Bahnen ein. Er lancierte zwei Petitionen, mit dem Ziel, den Tourismus auf der Rigi einzuschränken – zusammen kommen sie auf gut 5000 Unterschriften.
Anlässlich der Veröffentlichung des ENHK-Gutachtens äussert Stettler nun auch Bedenken bezüglich des Landschaftsschutzes. In einem Schreiben an die Medien meint er, ein nachhaltiges Unternehmen solle sich für ressourcenschonenden Umgang mit der Umwelt einsetzen und nicht für mehr Wachstum.
Auch Urs Steiger zeigte sich auf Anfrage von Radio SRF weiterhin kritisch. Steiger ist der Präsident des Landschafts-Schutzverbands Vierwaldstättersee. Er kritisiert unter anderem die Aussage des Gutachtens, wonach die neue Bahn gegenüber der aktuellen Situation eine Verbesserung bringen würde, da sie sich besser ins Landschaftsbild einfügt: «Die Bewegungen, welche eine Gondelbahn dauerhaft in diese tieferen Lagen bringen würde, werden im Gutachten thematisiert.»
Letztes Wort bei der Bevölkerung
Er fordert, dass die Rigi-Bahnen die bisherige Pendelbahn einfach durch eine ähnliche ersetzen sollten und nicht durch eine Gondelbahn mit mehr Kapazitäten. Er spricht damit an, dass die neue Gondelbahn pro Stunde rund 150 Personen mehr transportieren könnte als die alte.
Die Rigi-Bahnen hatten sich in der Vergangenheit bereits zu diesem Kritikpunkt geäussert. Wenn man schon eine neue Bahn baue, solle diese auch modernen Standards entsprechen, hiess es. Das letzte Wort wird die Weggiser Stimmbevölkerung haben. Das Plangenehmigungsverfahren soll noch diesen Sommer beginnen.