Ein startendes Flugzeug mit Fallschirmspringern an Bord ist mit einem Privatjet zusammengestossen, der auf der Piste landen wollte. Es gibt viele Verletzte, Rauch und Feuer auf der Piste. Das ist das Szenario der Notfallübung am Dienstagabend auf dem Flughafen Grenchen.
Rettungskräfte aus der ganzen Region im Einsatz
Die Verantwortlichen bauten die grosse Übung in die dreijährliche Überprüfung ihrer Rettungskräfte durch das Bundesamt für Zivilluftfahrt ein. Rund 100 Personen sind laut Flughafendirektor Ernest Oggier an der Übung beteiligt. Der Unfall wurde 1 zu 1 nachgestellt, inklusive rauchender Flugzeuge und «verletzter» Figuranten.
Der Flughafen war deshalb am Dienstagabend von 16.30 bis 19.15 Uhr gesperrt. Bei der Übung habe man vor allem die Zusammenarbeit der Flughafenfeuerwehr mit den anderen Blaulichtorganisationen geübt. Beteiligt waren unter anderem die Feuerwehr Grenchen, die Alarmzentrale des Kantons Solothurn, die Rettungsdienste Grenchen, Solothurn, Olten, Biel und der Spitalregion Oberaargau sowie die Stadt- und Kantonspolizei. An der Übung nahm erstmals auch ein Hubschrauber der Rega teil, welche in Grenchen seit September einen Hangar betreibt.
«Wir müssen laut den Vorschriften der Zivilluftfahrtorganisation Icao innerhalb von drei Minuten mit den richtigen Einsatzmitteln am Schadenplatz eintreffen», so Oggier. Und weil die flughafeneigene Feuerwehr im Verlauf eines Ereignisses mit weiteren Partner zusammenarbeite, werde das Zusammenspiel an den Schnittstellen geübt.
Das Risiko «Pilotenfehler» ist echt
Das Szenario vom Dienstag weist eine Besonderheit auf: Zum Zeitpunkt des Unfalls war laut Drehbuch der Tower nicht besetzt. Es fand gerade der Wechsel vom Fluglotsen der Skyguide zum unkontrollierten Betrieb statt. Während dieser Zeit müssen sich die Piloten selbst untereinander per Funk verständigen und ihre Starts und Landungen in Grenchen koordinieren.
Diese Art des Betriebs läuft tatsächlich als Test auf dem Flughafen Grenchen seit Frühling 2017, wenn auch nur in Randzeiten. In dieser Zeit kam es zu einigen Zwischenfällen. Einige Flugzeuge kamen sich gefährlich nahe. Die Übung sei deshalb so realistisch wie möglich ausgelegt, meint Flughafendirektor Ernest Oggier.
«Ein Unfall geschicht meistens nicht durch Probleme am Flugzeug sondern aufgrund eines Pilotenfehlers.» Darum übe man einen «typischen Fall», der sich in Grenchen ereignen könnte. Laut Flughafen Grenchen hat sich das Bundesamt für Zivilluftfahrt nach der Übung zufrieden gezeigt. «Die Übung wurde vom Bazl und den Schiedsrichtern insgesamt als erfüllt beurteilt», heisst es auf Anfrage. Die kritisierten Punkte würden bei der nächsten Übung in drei Jahren wieder aufgenommen.
Ausbildungsplatz der Schweizer Luftfahrt
Die Flughafenfeuerwehr in Grenchen ist laut Ernest Oggier jährlich 15 bis 20 Mal im Einsatz. Meistens handle es sich um Fahrwerkprobleme an Flugzeugen. Der Pilot könne zum Beispiel anhand seiner Anzeige nicht erkennen, ob das Fahrwerk wirklich ausgefahren sei. Oder aber es gebe Flugzeuge, die mit einem platten Reifen landen, dann werde die Feuerwehr für eine Bergung gerufen. Der letzte schwere Unfall habe sich 2014 ereignet.
Die Betriebsstruktur in Grenchen mit drei aktiven Pisten, Schulungsflügen, Fallschirmbetrieb und Segelflug sowie einer hohen Flugdichte gilt gemäss Bazl als komplex. Der Flughafen Grenchen ist mit rund 70‘000 Bewegungen pro Jahr der wichtigste Ausbildungsplatz für die Schweizer Luftfahrt.