Am vergangenen Wochenende öffnete das Bundeshaus seine Türen und gewährte einen seltenen Blick hinter die Fassaden. Das aber nicht ohne Grund: Die Schweizer Bundesverfassung feierte ihr 175-Jahre-Jubiläum. 70'000 Besucherinnen und Besucher strömten nach Bern.
Wen die lange Warteschlange nicht abschreckte, konnte die Büros der obersten Chefs besuchen, dem Bundespräsidenten Alain Berset die Hand schütteln oder Goldbarren anfassen. Einer hatte aber andere Pläne: Comedian Michael Elsener. Er machte den Bundesratssaal kurzerhand zur Bühne für seine Comedy-Show.
Im Zentrum der Schweizer Politik den Ton angeben. Ein Traum, der für Michael Elsener in Erfüllung geht. Der Zuger hat Politikwissenschaften studiert und ist bekannt für seine Polit-Satire. Das Bundeshaus scheint der perfekte Ort dafür.
Er sagt: «Bei solchen Feierlichkeiten lobt man sich meist gegenseitig. Das ist zwar schön für die, die ein Lob erhalten, aber zum Zuhören ist es langweilig. Als Satiriker versuche ich einen Mittelweg zu finden. Und die Bundesrätinnen und Bundesräte bei meinen Interviews etwas hochzunehmen, damit die Leute Spass haben.»
Wie weit darf Satire in der Politik gehen?
Während seiner Show nimmt Elsener die Akteure der Schweizer Politik auf den Arm, ahmt sie nach und macht Witze über die erschwerte Bürokratie. «Jede Person hat das Recht, ihre Meinung (…) ungehindert zu äussern (…)», steht in der Bundesverfassung. Dieses Recht schöpft der Comedian vollends aus. Doch wie weit darf Polit-Satire gehen?
Eine Frage, mit der sich Elsener immer wieder auseinandersetzen muss: «Als Comedian und Satiriker bewegt man sich auf einem Grat. Für mich ist es auch so. Ich probiere, möglichst viel zu testen und auszureizen. Manchmal fällt man vom Grat herunter und geht zu weit. Das ist unser Berufsrisiko.»
Ich probiere, möglichst viel zu testen und auszureizen. Manchmal fällt man vom Grat herunter und geht zu weit. Das ist unser Berufsrisiko.
Demokratie und Satire
Die Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider sieht das locker: «Politikerinnen und Politiker müssen manchmal auch über sich selber lachen können.» Und doch gibt es laut der Justizministerin ein paar Bedingungen: «Eigentlich gibt es in der Kunst keine Grenzen, solange sie tolerant und fachlich korrekt ist. Man darf Satire betreiben, aber niemandem mit Hass oder Respektlosigkeit begegnen.»
Politikerinnen und Politiker müssen auch manchmal über sich selber lachen können.
Für den Comedian und Politologen Elsener ist klar: Wo Politik stattfindet, braucht es auch Satire. «Weil vieles sonst einfach durchgewunken wird. Oder in journalistischen Berichten kurz darauf hingewiesen wird, es aber schnell wieder vergessen geht. Ich glaube, es braucht Satiriker, die Zusammenhänge aufzeigen und fragen: ‹Hey, ist euch das aufgefallen?›»