Im November 1995 sass die damals 34-jährige Prinzessin Diana vor den Kameras des britischen Senders BBC und sprach über Untreue, Einsamkeit und tief sitzenden Schmerz. «Wir waren zu dritt in dieser Ehe», sagte sie über das Verhältnis von Charles zu Camilla. Dieser Satz ging um die Welt und besiegelte die ohnehin zerrüttete Ehe endgültig. Mehr als 200 Millionen Menschen verfolgten das Interview.
Für viele war Diana eine verletzliche Frau, die zeigte, was hinter den Königshaus-Türen wirklich geschah. Für andere nutzte sie die Bühne für eine perfekt inszenierte Selbstdarstellung. Klar ist: Das Interview spaltete die öffentliche Meinung und beeinflusst die Monarchie bis heute.
Diana sprach offen über die Beziehung ihres Mannes zu Camilla Parker Bowles – und auch über ihre eigene Affäre. Für seine Brisanz und Inszenierung wurde das Gespräch später mit mehreren TV-Preisen ausgezeichnet.
Ein Skandal, der erst Jahre später aufflog
Erst 2021 wurde im Zuge einer Untersuchung publik, dass BBC-Reporter Martin Bashir Diana mit unlauteren Mitteln zum Interview überredet hatte. Er legte Dianas Bruder, Charles Spencer, gefälschte Kontoauszüge vor, die suggerierten, Hofangestellte würden dafür bezahlt, Lady Di auszuspionieren. Erst durch diese vermeintlichen Beweise vertraute ihm Diana und liess sich zu dem aufsehenerregenden Gespräch über ihre zerrüttete Ehe überreden.
Die BBC entschuldigte sich später öffentlich und sprach von einem «schwerwiegenden Versagen». Ausserdem spendete der Sender inzwischen sämtliche Einnahmen, die das Interview gebracht hatte, für wohltätige Zwecke. Insgesamt waren es 1.42 Millionen Pfund, was umgerechnet rund 1.49 Millionen Schweizer Franken entspricht.
Wenige Monate nach dem Interview machten Diana und Charles ihre Trennung endgültig und liessen sich scheiden. Am 31. August 1997 kam Diana mit nur 36 Jahren ums Leben, als ihr Auto in Paris während einer Verfolgung durch Paparazzi gegen einen Pfeiler prallte.
Ein Vermächtnis, das nachwirkt
Expertinnen und Experten erkennen bis heute Auswirkungen dieses Vorfalls. Das Interview habe die Unterstützung für die Monarchie erstmals sichtbar gespalten – zwischen jenen, die Charles verteidigten, und jenen, die Diana als Opfer einer toxischen Ehe sahen. Diese Muster prägen noch heute die Wahrnehmung von Konflikten innerhalb der königlichen Familie, etwa bei der Distanz zwischen William und Harry. Zugleich zwang das Interview den Palast, seinen Umgang mit Medien zu professionalisieren.
Drei Jahrzehnte später ist Dianas Auftritt noch immer ein Stück britische Zeitgeschichte: ein Moment, der das Königshaus erschütterte – und eine Debatte über Macht, Medien und Wahrheit auslöste.