Der Schweizer Arbeitsmarkt verändert sich stark. In einem Livechat hat die Expertenrunde mit Cornel Müller, Eva Pauline Bossow, Matthias Mölleney und Antoinette Weibel Ihre Fragen zur Jobsuche und zum Arbeitsmarkt beantwortet. Die fünf wichtigsten Erkenntnisse.
Zukunftssichere Berufe
In der Diskussion über die Arbeitslosigkeit stellt sich die Frage, ob Menschen mit oder ohne Studium eher betroffen sind. Antoinette Weibel, Direktorin des Forschungsinstituts für Arbeit und Arbeitswelten HSG, hebt hervor, dass drei Berufe als zukunftssicher gelten: Handwerk, Pflege und Berufe, die kritisches Denken und Vorstellungskraft erfordern. «Ein solides Handwerk und eine fundierte Ausbildung sind entscheidend, um in der sich wandelnden Arbeitswelt erfolgreich zu sein.»
Die wichtigsten Skills
Und welche Skills werden künftig entscheidend sein? Neben Mathe und Sprache bräuchte man vor allem: Problemlösefähigkeit, Kreativität und digitale Grundkenntnisse, so Eva Pauline Bossow, Skills Advisor und Unternehmerin. Ebenso wichtig seien Teamfähigkeit, Neugier und Resilienz.«Entscheidend ist, MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) mit Disziplinen wie Kunst oder Wirtschaft zu verbinden – und überfachliche Fähigkeiten wie Kommunikation gezielt zu fördern.»
Personalentwicklung als Strategie gegen Fachkräftemangel
Um dem Fachkräftemangel nachhaltig zu begegnen, brauche es eine systematische Weiterbildung bestehender Mitarbeitender. Antoinette Weibel betont: «Die erste Strategie muss immer lauten: Personalentwicklung.» Werde dies konsequent umgesetzt, steigere dies nicht nur die Bindung und Motivation, sondern fördere auch lebenslanges Lernen. Unternehmen mit starkem Entwicklungsangebot hätten zudem einen Wettbewerbsvorteil bei der Akquise neuer Talente. Für diese seien Entwicklungsmöglichkeiten ein entscheidendes Kriterium – direkt nach Lohn und Lage.
Der richtige Job
Für junge Menschen ohne Berufserfahrung stellt sich oft die drängende Frage, wie sie unter Tausenden Optionen einen zukunftssicheren Job finden, der zugleich ihren Interessen entspricht. Cornel Müller, Gründer von Work-ID, rät hier zu einem klaren Stufenplan: Zunächst solle man sich konsequent von den eigenen Leidenschaften leiten lassen – idealerweise unterstützt durch eine Berufsberatung – und die Ausbildung wählen, die echtes Interesse weckt. Zukunftssorgen seien dabei zweitrangig, betont er, denn entscheidend sei die Fähigkeit, sich später durch Weiterbildung flexibel anzupassen. «Lassen Sie sich von Ihren aktuellen Wünschen verführen», so Müller.
So gelingt der Quereinstieg
Oft wird befürchtet, dass Quereinstiege ohne passende Ausbildung schwieriger werden und Unternehmen zu wenig investieren. HR-Experte und Leiter des Centers für HRM & Leadership HWZ Matthias Mölleney erklärt den Erfolgsschlüssel: Quereinsteigende müssten gezielt ihre relevanten Fähigkeiten sichtbar machen – zum Beispiel durch Engagement in Vereinen, aktive Teilnahme in Fachforen oder den Aufbau von Netzwerken. «Klar ist, dass man als Quereinsteigerin oder Quereinsteiger mehr tun muss, um auf sich aufmerksam zu machen», betont Mölleney. Sein Rat: «Praktische Fähigkeiten ausserhalb klassischer Ausbildungswege nachweisbar zeigen.»