Was zeigen die Zahlen? Die erwerbstätige Bevölkerung schrumpft. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Pension, gleichzeitig treten weniger junge Erwerbstätige neu in den Arbeitsmarkt ein. Da mehr Leute pensioniert werden als nachrücken, entsteht mit der Zeit eine zunehmend grössere Lücke. Bis in zehn Jahren könnten 400'000 Arbeitskräfte fehlen. Zu diesem Schluss kommt die Schweizerische Nationalbank SNB in einer Analyse.
Was wären die Folgen? In Branchen wie der Pflege oder allgemein im Gesundheitswesen könnten Zehntausende Stellen nicht besetzt werden. Aber auch technische Berufe wären betroffen, IT-Fachleute, Ingenieurinnen und spezialisierte Handwerker würden fehlen. All das würde Wachstum und Wohlstand beeinträchtigen, so die Befürchtung.
Wie kann man dem Arbeitskräftemangel beikommen? Im Grunde genommen gibt es zwei grosse Bereiche, wo man ansetzen könnte. Erstens das sogenannte inländische Arbeitskräftepotenzial besser ausnutzen. Das heisst: Mehr Menschen in der Schweiz gehen einer Erwerbstätigkeit nach; oder die Leute, die erwerbstätig sind, arbeiten in höheren Pensen und/oder gehen später in Rente. Der zweite Bereich betrifft die Geburtenrate und die Zuwanderung. Entweder entscheiden sich mehr Frauen oder Paare in der Schweiz dafür, mehr Kinder zu bekommen. Oder es wandern mehr Menschen im Erwerbsalter aus dem Ausland in die Schweiz ein. Alle diese Massnahmen haben allerdings Mängel.
Was sind die jeweiligen Knackpunkte? Die Anzahl Kinder pro Frau ist in der Schweiz seit Jahrzehnten rückläufig. Es ist eine Folge von Wohlstand und Entwicklung wie in anderen vergleichbaren Ländern. Und auch wenn die Geburtenrate stark stiege, wäre der Effekt erst in Jahrzehnten spürbar. Der Anteil von Personen im Erwerbsalter, die arbeitstätig sind, ist in der Schweiz mit über 80 Prozent bereits hoch, auch im internationalen Vergleich. Gleichzeitig hat die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit pro Person abgenommen.
Würden die Menschen wieder mehr arbeiten und längere wöchentliche Arbeitszeiten in Kauf nehmen, wäre das eine Trendumkehr der vergangenen Jahre. Anzeichen dafür gibt es nicht. Ein höheres Rentenalter schliesslich wie auch eine stärkere Zuwanderung haben derzeit politisch wenig Chancen. Einiges hingegen erhoffen sich viele Fachleute vom technologischen Fortschritt und den damit verbundenen Effizienzgewinnen.