Hinter den Mauern des Vatikans findet derzeit das sogenannte Vorkonklave statt. Bevor die eigentliche Wahl eines Nachfolgers für Papst Franziskus am Mittwochnachmittag beginnt, treffen sich die Kardinäle und diskutieren über die Zukunft der römisch-katholischen Kirche und das Profil des Nachfolgers. Einer der 133 wahlberechtigten Kardinäle ist Anders Arborelius.
Könnte der neue Papst auch aus Afrika kommen? Der schwedische Kardinal Arborelius hält dies für möglich: Die Kraft der afrikanischen Kirche sei sehr gross. Er ist der erste Kardinal überhaupt in Schweden, in einem Land, dessen grosse Mehrheit der protestantischen oder gar keiner Kirche mehr angehört.
In Afrika hingegen wächst die Zahl der Katholikinnen und Katholiken und wird jene in Europa wohl bald übertreffen. Der Bischof von Stockholm vermutet, dass die Zahl der Gläubigen in Europa weiter abnehmen wird. «Die römisch-katholische Kirche in Europa wird kleiner, das muss man annehmen, und in Europa muss man darum auch bescheidener werden.»
Noch nie so viele Wahlberechtigte – aus so vielen Ländern
Der nächste Papst könnte also durchaus aus Afrika oder Asien kommen. Wobei der Kontinent mit den mit Abstand meisten Katholikinnen und Katholiken der amerikanische ist, also Nord- und Südamerika.
Im Kardinalskollegium ist Europa noch immer stark übervertreten, doch Papst Franziskus hat viele neue Purpurträger aus der Peripherie ernannt. Auch Arborelius, der übrigens in Lugano auf einer Ferienreise seiner Eltern zur Welt kam, zählt sich zu den Kardinälen vom Rand, kommt er doch aus dem sehr unkatholischen Schweden.
Noch nie gab es so viele wahlberechtigte Kardinäle, noch nie kamen sie aus so vielen Ländern. Das sei gut, sagt Arborelius, der Nachteil aber sei, dass man sich kaum kenne. Darum schätzt er die vielen Treffen, die in den letzten Tagen stattgefunden haben, das sogenannte Vorkonklave: «Vorher habe ich nur wenige Kardinäle persönlich gekannt. Das ändert sich nun langsam. Aber es braucht Geduld. Es wird nicht einfach sein, sich sofort auf einen neuen Papst zu einigen.»
Das ideale Profil des neuen Papstes
«Wir alle sind uns einig: Der neue Papst muss vor allem eine säkulare Welt neu evangelisieren», so der schwedische Kardinal. Was heisst: Der Neue müsse die christliche Botschaft einer zunehmend religionsfernen Gesellschaft näherbringen.
Wird der neue Papst eher konservativ sein oder wie Franziskus den Weg einer zaghaften Öffnung weitergehen? Den Armen Gehör zu schenken und die Barmherzigkeit werden sicher bleiben, davon ist Arborelius überzeugt. Auch der Schwede wird von Vatikan-Kennern dem gemässigt konservativen Lager zugerechnet.
Auf die Frage, ob er selbst Chancen hat, aus dem Konklave mit dem weissen Gewand, also als Papst, hervorzugehen, antwortet er: «Meglio trovare un altro – es wäre besser, man findet einen anderen.»