Verena Hug führt ein Leben, das viele nur aus Film und Fernsehen kennen: Gemeinsam mit ihrem Partner leitet sie den grössten Swingerklub der Schweiz und lebt eine Liebesbeziehung, die auf Vertrauen und Offenheit basiert – und das seit 28 Jahren.
Doch was bringt Menschen dazu, die Grenzen der klassischen Zweierbeziehung zu erweitern? Und wie gestaltet sich der Alltag in einer Partnerschaft, in der Swingen nicht nur akzeptiert, sondern zelebriert wird?
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Bild 1 von 3. Für viele Gäste ginge es beim Swingen nicht primär um sexuelle Kontakte, sondern um den Austausch mit anderen Menschen. Bildquelle: iStock / Motortion.
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Bild 2 von 3. Gespräche an der Bar sowie gemeinsames Tanzen kann im Swingerclub ebenfalls stattfinden. Bildquelle: iStock / Motortion.
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Bild 3 von 3. Damit offene Beziehungsmodelle klappen, sollte das Paar klare Absprachen treffen. Die Kommunikation dient als Fundament. Bildquelle: Colourbox / Jean-Claude Marlaud.
«Für mich funktioniert eine Beziehung viel besser, wenn man auch andere Menschen in sein Leben lässt, sei es für ein Gespräch oder für mehr», erklärt Verena Hug. Gemeinsam mit ihrem Partner Urs hat sie vor über zehn Jahren beschlossen, einen Swingerklub zu eröffnen, der nicht nur Freiraum, sondern auch eine angenehme Atmosphäre bietet. «Wir wollten einen Ort schaffen, der sich wie Zuhause anfühlt, ohne den Geruch oder die Kälte einer anonymen Begegnungsstätte», sagt Verena.
Liebe und Neugier – zwei Seiten einer Beziehung
Für Verena und Urs ist Swingen nicht etwa ein Ersatz für eine defizitäre Beziehung, sondern eine Erweiterung. «Die Liebe zu meinem Partner ist das, was Bestand hat. Der Nervenkitzel und die Neugier, die ich im Swingerklub erleben kann, bereichern mich zusätzlich – aber das hat nichts mit meiner tiefen Bindung zu Urs zu tun», betont sie.
Das Thema Eifersucht beschäftigt viele Paare, die sich mit offenen Beziehungsmodellen auseinandersetzen. Für Verena liegt der Schlüssel im Vertrauen und in der offenen Kommunikation. «Eifersucht ist oft eine Angst vor Verlust und dem Vergleich mit anderen», erklärt sie.
Um diese Gefühle zu kontrollieren, haben Verena und Urs klare Absprachen getroffen, die das Fundament ihrer Beziehung bilden. So bleibt ihre Partnerschaft stabil, obwohl sie sich Freiräume gönnen, die über die klassische Monogamie hinausgehen.
Swingen als «Kurzurlaub» vom Alltag
Verena vergleicht das Swingen mit einem Kurzurlaub: eine Auszeit vom Alltag und eine Gelegenheit, neue Menschen kennenzulernen.
Der Klub bietet eine Möglichkeit, ganz ohne gesellschaftliche Zwänge zu sein, sich auszutauschen und einfach frei zu fühlen.
Für viele Gäste geht es dabei nicht primär um sexuelle Kontakte, sondern um den Austausch und die Vielfalt, die sie hier erleben. Verena führt aus: «Der Klub bietet eine Möglichkeit, ganz ohne gesellschaftliche Zwänge zu sein, sich auszutauschen und einfach frei zu fühlen.» Der Reiz liegt für die Gäste nicht nur in der Intimität, sondern auch in den Gesprächen und der Gemeinschaft, die im Klub entsteht.
Ein Modell für die Zukunft?
Verena Hug lebt ein Beziehungsmodell, das für manche mutig, für andere unverständlich ist.
Mit ihrem Klub hat Verena einen Raum geschaffen, in dem Menschen ihre Sehnsüchte ohne Stigmatisierung ausleben können. Und vielleicht, so Verena, werden alternative Beziehungsmodelle wie das Swingen in Zukunft mehr Akzeptanz finden. «Das Leben ist bunt und voller Möglichkeiten. Wichtig ist nur, dass wir sie mit Respekt und Offenheit annehmen.»