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Riesenaquarium Aquadom in Berlin geborsten
Aus Tagesschau vom 16.12.2022.
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Nach Aquarium-Desaster «Fischverlust ist tragisch – Hauptsache, es starb kein Mensch»

In Berlin ist in der Nacht auf Freitag das laut Besitzer «grösste, zylindrische, frei stehende Aquarium der Welt» geborsten. Eine Million Liter Salzwasser haben am Hotel, in dem es untergebracht war, grossen Schaden angerichtet. Alle 1500 Fische, die sich darin befanden, sind verendet. Auch der Zoo Zürich betreibt Aquarien. Was gemacht wird, damit sich so ein Vorfall nicht ereignet, erklärt Mediensprecher Pascal Marty.

Pascal Marty

Pascal Marty

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Pascal Marty ist Kurator Kommunikation beim Zoo Zürich. Er ist promovierter Wildtier-Biologe.

SRF News: Wie hat man im Zoo Zürich auf die Nachricht aus Berlin reagiert?

Pascal Marty: Es ist natürlich schockierend, dass ein so grosses Aquarium bricht. Man hofft, dass es keine Verletzten gegeben hat. Das Volumen des auslaufenden Wassers ist beachtlich.

Nicht das erste solche Unglück

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Auch in der Vergangenheit sind Aquarien geplatzt – wenn auch nicht so riesige wie jetzt in Berlin, schreibt die Nachrichtenagentur dpa. Im Dezember 2012 etwa riss das mehrere Zentimeter dicke Glas eines Open-Air-Haifischbeckens in einem Einkaufszentrum im chinesischen Shanghai. Verletzt wurden 16 Menschen. Im Februar 1997 barst Medien zufolge ein Haifischtank im Sydney Aquarium und verletzte mindestens eine Frau. Experten kritisierten, das Glas sei zu dünn gewesen.

Der Zoo Zürich hat auch Aquarien – werden Sie diese nach dem Vorfall überholen?

Unsere Aquarien werden immer wieder überprüft. Von der Bauart und vom Volumen unterscheiden sich unsere Aquarien aber stark von dem in Berlin.

Könnte so etwas auch bei Ihnen passieren?

Es ist äusserst unwahrscheinlich. Die Aquarien im Zoo Zürich haben nur auf einer Seite eine Scheibe, die anderen sind massiv aus Beton gebaut. Die Scheiben bei uns bestehen aus mehreren verklebten Schichten Sicherheitsglas und sind bis zu sieben Zentimeter dick. Diese zu zerstören, ist fast nicht möglich.

Toter Fisch vor Trümmern.
Legende: Rund 1500 Fische sind verendet. Sie gehörten rund 100 verschiedenen Arten an. Reuters / Filip Singer

Was tun Sie, damit so etwas nicht passiert? Welche Vorsichtsmassnahmen gibt es?

Der wichtigste Schritt wird bei der Planung gemacht, indem genau berechnet wird, wie viel Druck die Scheibe aushalten muss, wie sie auf Wärmeunterschiede reagiert und entsprechend, wie dick und aus welchem Material sie sein muss.

Als Erstes ist es wichtig, dass keine Menschen gestorben sind.

Weg von der Technik – hin zur Natur: Viel war die Rede von den Schäden – weniger von den Fischen. Das wurde in den sozialen Medien bereits stark kritisiert. Die Tierschutzorganisation Peta will sogar rechtlich gegen die Betreiber des Aquadom vorgehen. Was ist Ihre Meinung?

Als Erstes ist es wichtig, dass keine Menschen gestorben sind. Aber natürlich ist auch der Verlust von so vielen Fischen sehr tragisch. Gerade bei so einem Grossaquarium sind es eine Unmenge von Opfern unter den Fischen.

Das sind die grössten Aquarien der Schweiz

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Der Aquadom wird als grösstes, zylindrisches, frei stehendes Aquarium der Welt beworben. Der geplatzte Zylinder aus Acrylglas im Hotel in Berlin war 16 Meter hoch und hatte einen Durchmesser von 11.5 Metern. Es war mit einer Million Liter Salzwasser gefüllt, 1000 Kubikmeter Wasser, mit einem Gewicht von 1000 Tonnen. Im Inneren der Säule befand sich ein Lift. Für 19 Euro konnte man von dort aus die rund 1500 Fische beobachten. Laut dpa gehörten sie 100 verschiedenen Arten an.

Auch in der Schweiz gibt es Aquarien. Das grösste ist das Aquatis in Lausanne, das allerdings ein Süsswasseraquarium ist. Die Anlage umfasst 46 Aquarien und Terrarien, das grösste davon fasst 850'000 Liter Wasser. Dagegen sind die Aquarien des Zoos Zürich eher klein. Gesamthaft haben die acht Aquarien etwa ein Volumen von 108 Kubikmeter. Das grösste davon fasst 30'000 Liter. Alle sind verhältnismässig neu, sie wurden 2016 von einer externen Firma neu gebaut, wie Pascal Marty erklärt.

Weitere kleinere Aquarien finden sich im Tierpark Dählhölzli (BE) und im Zolli Basel. Das Projekt zu einem grossen Aquarium im Zoo Basel, das Ozeanium, scheiterte 2019 an der Urne.

Aquarien stehen immer wieder in der Kritik. Ist diese gerechtfertigt?

Teilweise. Vor allem bei Meerwasseraquarien sind Wildfänge immer noch häufig, da sich gewisse Arten in menschlicher Obhut gar nicht oder nur sehr schlecht fortpflanzen. Hier wird und muss nach neuen Wegen gesucht werden, wie man die Fische auch in Aquarien züchten kann, ohne wilde Populationen zu gefährden.

Aus meiner Sicht gibt es Fischarten, die bedenkenlos in Aquarien gehalten werden können.

Wie tierfreundlich sind solche Aquarien?

Hier kommt es sehr auf die Fischarten und die Beckengrösse an. Aus meiner Sicht gibt es Fischarten, die bedenkenlos in Aquarien gehalten werden können. Dies sind vor allem Fische, die sich auch in der Natur nur in einem kleinen Radius bewegen, zum Beispiel um eine Koralle. Bei vielschwimmenden Arten muss das Aquarium entsprechende Dimensionen haben.

Das Gespräch führte Claudia Blangetti.

Tagesschau, 16.12.2022, 12:45 Uhr ; 

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