Der Nestlé-Chef ist kein Einzelfall: Für Firmenchefs können Affären schneller das Ende bedeuten als schwache Zahlen. Besonders heikel wird es, wenn Machtgefälle, Geheimhaltung oder Interessenskonflikte im Spiel sind. Ein Überblick.
Laurent Freixe (Nestlé)
Der Schweizer Lebensmittelriese hat den CEO nach nur einem Jahr im Amt per sofort entlassen. Grund war eine nicht offengelegte Beziehung zu einer direkt unterstellten Mitarbeiterin, was als Verstoss gegen den Verhaltenskodex beim weltgrössten Nahrungsmittelkonzern gewertet wurde. Intern hatten Angestellte den Vorfall dem Verwaltungsrat gemeldet.
Andy Byron (Astronomer)
Der Chef des US-Techunternehmens trat im Juli 2025 zurück, nachdem ein virales «Kiss Cam»-Video ihn mit der Personalchefin Kristin Cabot bei einem Coldplay-Konzert zeigte – beide waren verheiratet. Das Unternehmen betonte die Vorbildfunktion von Führungskräften. Kurz darauf verliess auch Cabot Astronomer.
Ashley Buchanan (Kohl's)
Der CEO der US-Warenhauskette wurde 2024 nach nur 100 Tagen im Amt entlassen. Grund war eine verdeckte Beziehung zu einer Beraterin, deren Firma Aufträge von Kohl's erhielt. Der Interessenkonflikt führte zur sofortigen Kündigung «for cause» – ohne Abfindung.
Richard White (WiseTech Global)
Der australische Tech-Milliardär stolperte über Berichte zu Affären mit Angestellten und Geschäftspartnerinnen. Medien warfen ihm vor, persönliche Beziehungen mit geschäftlichen Vorteilen verknüpft zu haben. White trat 2024 als CEO zurück, blieb aber als Executive Chairman einflussreich.
Steve Easterbrook (McDonald's)
Der Brite verlor 2019 seinen CEO-Posten nach gut vier Jahren, nachdem eine einvernehmliche Beziehung zu einer Mitarbeiterin bekannt geworden war. McDonald's sprach von einem klaren Verstoss gegen Unternehmensrichtlinien.
Brian Krzanich (Intel)
2018 musste der langjährige Konzernchef zurücktreten, weil er eine Beziehung zu einer Mitarbeiterin verschwiegen hatte. Ein unternehmensinterner Verhaltenskodex verbietet Führungskräften Beziehungen zu Untergebenen. Intel betonte die Bedeutung strenger Compliance-Regeln.
Noel Biderman (Ashley Madison/Avid Life Media)
Der CEO des berüchtigten Affären-Portals Ashley Madison trat 2015 zurück, nachdem ein massives Datenleck persönliche E-Mails und vorangegangene aussereheliche Affären ans Licht brachte und seine Glaubwürdigkeit unwiderruflich beschädigte. Insgesamt waren Daten von 32 Millionen Nutzern mit Namen, sexuellen Vorlieben, Adressen, Kreditkartennummern und den verschlüsselten Passwörtern veröffentlicht worden.
Harry Stonecipher (Boeing)
2005 trat der damalige Boeing-Chef zurück, nachdem eine Beziehung mit einer Mitarbeiterin und Managerin publik geworden war. Der Konzern sprach von einem Vertrauensverlust in die Unternehmensführung und sah Stoneciphers Urteilsfähigkeit eingeschränkt.