Sitcoms wollen primär unterhalten, doch oft sind sie auch ein Spiegel der Gesellschaft. Sie prägen, wie wir sprechen und welche Werte wir teilen.
Das waren die einflussreichsten Sitcoms der vergangenen Jahrzehnte.
«I Love Lucy»
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Bild 1 von 1. «I Love Lucy» lief von 1951 bis 1957 – der Rahmen des Plots war für damalige Zeiten revolutionär. Bildquelle: Imago / Everett Collection.
Die amerikanische Sitcom «I Love Lucy» gilt als Meilenstein der Fernsehgeschichte. Im Zentrum steht ein Ehepaar mit einer multikulturellen Komponente was zur damaligen Zeit ungewöhnlich war und Normen in Frage stellte. SRF-Filmexperte Enno Reins ordnet ein: «‹I Love Lucy› war die Mutter aller Sitcoms in den 1950er-Jahren. Eine blonde Amerikanerin ist mit einem Kubaner verheiratet. Das war damals revolutionär.»
«All in the Family»
«All in the Family» gilt ebenfalls als wegweisend für das Genre. Der sture Fabrikarbeiter Archie Bunker steht für konservative Werte, seine gutmütige Frau Edith Bunker für Versöhnung. Tochter Gloria Stivic und ihr liberaler Ehemann Michael Stivic vertreten eine neue Welt – und stehen damit oft im Konflikt mit Archie. Anders als frühere Sitcoms, die oft idealisierte Familien zeigten, griff «All in the Family» direkt politische und soziale Themen auf wie: Rassismus, Geschlechterrollen oder Homosexualität.
«The Cosby Show»
Die Sitcom «The Cosby Show» brachte erstmals eine erfolgreiche, schwarze Familie aus der oberen Mittelklasse ins US‑Fernsehen, mit einem Arzt‑Vater und einer Mutter als Anwältin. So legte sie das Fundament für eine neue Ära der Repräsentation im Fernsehen: Sie ermöglichte zahlreiche andere Schwarze Hauptserien. «Wenn ich jede Woche eine erfolgreiche afroamerikanische Familie sehe, gewöhne ich mich daran. Fernsehen kann Normalität schaffen», so Enno Reins.
Während die Serie sehr erfolgreich war, erhielt sie Jahre später im Zusammenhang mit Bill Cosby einen sehr negativen Beigeschmack. Dutzende Anschuldigungen sexueller Übergriffe in den 2010er-Jahren schadeten dem Ruf des Hauptdarstellers erheblich. Mehr als 60 Frauen beschuldigten Bill Cosby der sexuellen Belästigung.
«Friends»
Friends setzte neue Standards: Die Serie über sechs Freunde in New York wurde schnell zum globalen Phänomen. Die Mischung aus Humor, Alltagsthemen und engen Freundschaften spiegelte eine Generation wider, in der das klassische Familiensetting zunehmend durch gewählte Gemeinschaft ersetzt wurde. Gleichzeitig beeinflusste «Friends» Mode, Sprache und Pop‑Kultur.
Das Erbe von «Fascht e Familie»
«Fascht e Familie» hat die Schweizer Fernsehlandschaft massgeblich geprägt. Die Sitcom gilt als Schweizer Kultserie und war zur damaligen Zeit ein grosser Erfolg. Ob «Unsere kleine Botschaft» das ebenfalls schaffen kann, wird sich zeigen. Das Potenzial jedenfalls ist da: Eine schräge Mini-Schweiz mitten in Lateinamerika – mit viel Herz, Chaos und diplomatischem Feingefühl.