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Weniger Arbeiten? «Vier-Tage-Woche steigert Attraktivität eines Arbeitsgebers»

Vier Tage arbeiten, drei Tage frei – und das bei vollem Lohn. Ist das tatsächlich ein Arbeitsmodell für die Zukunft? Caroline Straub, Professorin für Personalmanagement, ordnet das Thema ein.

Caroline Straub

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Caroline Straub ist Professorin für an der Berner Fachhochschule und hat Schweizer Unternehmen zu der 4-Tage-Woche befragt. Mit ihrem Forschungsteam möchte sie nun genauer untersuchen, wie die 4-Tage-Woche implementiert werden muss, damit sie funktioniert.

SRF News: Funktioniert die Vier-Tage-Woche?

Caroline Straub: Da hört man Verschiedenes. Es gibt viele Unternehmen, die sehr positiv berichten und sogar bereuen, dass sie sie nicht früher eingeführt haben. Ich kenne aber auch ein Unternehmen, das die Vier-Tage-Woche wieder eingestellt hat.

Gibt es auch Länder, in denen die Vier-Tage-Woche schon gilt?

Island hat die Vier-Tage-Woche nach einem Pilotversuch beibehalten. Grossbritannien, Irland und Spanien haben Pilotprojekte durchgeführt. Und es gibt Beispiele aus der Vergangenheit. Frankreich hat die 35-Stunden-Woche seit dem Jahr 2000.

Die Vier-Tage-Woche

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Symbolbild: Arbeitende Menschen an einem Tisch.
Legende: Keystone/Gaetan Bally

Bei der Vier-Tage-Woche kürzt das Unternehmen die Arbeitszeit seiner Mitarbeitenden, während der Lohn gleich bleibt. Mitarbeitende arbeiten so einen Tag in der Woche weniger. Die Vier-Tage-Woche soll so eine flexiblere Arbeitswelt und mehr Freizeit ermöglichen.

Was sind die Erkenntnisse aus diesen Ländern?

In den jüngsten Länderprojekten hat man Mitarbeitende über einen Zeitraum von sechs Monaten zweimal über ihr Berufs- und Privatleben befragt – über Arbeitszufriedenheit, Stressempfinden, Schlafqualität, Work-Life-Balance. Die Ergebnisse sind durchweg sehr positiv. Man muss aber auch anschauen, wie diese Studien angelegt worden sind. Sechs Monate sind ein sehr kurzer Zeitraum. Und es gab auch keine Kontrollgruppe.

Gibt es auch Nachteile?

Die Umstrukturierung verursacht Kosten. Und es gibt einige Mitarbeitende, die die 4-Tage-Woche als ungewohnt empfinden. In manuellen und repetitiven Industriekreisen kann man die fehlende Arbeitszeit mit Technologie ausgleichen. In wissensbasierten Jobs können sich Personen aber schnell überfordert fühlen. Nämlich dann, wenn man die Arbeitszeit verkürzt, der Arbeitsaufwand aber gleich bleibt. Hier sollte man durch strukturelle Massnahmen, wie etwa die Verkürzung von Meetings oder durch Einsatz von digitaler Technologie, entgegenwirken.

In wissensbasierten Jobs können sich Personen aber schnell überfordert fühlen.

Wie schaffen wir es, dass die Produktivität trotzdem hoch bleibt?

Man muss sich Arbeitsprozesse genauer anschauen. Was ist sowieso redundant? Wo haben wir Leerzeiten? Schon allein durch die Auseinandersetzung mit der Vier-Tage-Woche haben Unternehmen ineffiziente Arbeitsprozesse festgestellt.

Ist eine 4-Tage-Woche überhaupt in allen Branchen möglich?

Verschiedene Unternehmen kennen die Vier-Tage-Woche schon – unter den befragten Firmen sind zum Beispiel ein Coiffeur, ein Ofenbauer oder eine IT-Beratung. Es ist auch gut, dass die Diskussion in verschiedenen Branchen angeregt wird. Vor 100 Jahren hat man noch 90 Stunden pro Woche gearbeitet. In der Industrialisierung haben Maschinen den Menschen immer mehr entlastet und die Arbeitszeit hat sich verkürzt. Jetzt müssen wir uns überlegen: Passen 42 Stunden überhaupt noch?

Es ist auch gut, dass die Diskussion in verschiedenen Branchen angeregt wird.

Und, passen sie noch?

Durch die Einsetzung von neuen Technologien wie zum Beispiel künstlicher Intelligenz oder Kommunikationstools wie Zoom können Arbeitsprozesse effizienter werden. Das wirft die Frage auf, ob man überhaupt noch so viele Leute braucht. Generell möchte die jüngere Generation mehr Freizeit und einen gesünderen Lebensstil. Die Diskussion über die 4-Tage-Woche ist eine Grundlage, auf der wir aufbauen können. Sie steigert auch die Attraktivität eines Arbeitgebers, weil sie Personen begünstigt, die Familie haben oder sonst gerne kürzertreten wollen.


Das Gespräch führte Noemi Hüsser.

Der SRF Club» zum Thema

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Die Gäste und Mario Grossniklaus im «Club»
Legende: SRF

Die Gäste von Mario Grossniklaus diskutierten im Club unter anderem über die 4-Tage-Woche und die Zukunft der Arbeit. Die Gäste waren:

  • Boris Zürcher , Leiter Direktion Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco)
  • Mira Weingart , Moderatorin Radio SRF
  • Gudela Grote , Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der ETH Zürich
  • Bruno S. Frey,  Ökonom und Glücksforscher
  • Patricia Tschannen,  Pflegefachfrau
  • Thomas Iten , Unternehmer und Präsident des Verbands Schweizerischer Schreinermeister (VSSM)

Club, 02.05.2023, 22:25 Uhr ; 

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