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Foodwaste bekämpfen – zu Hause werfen wir am meisten Essen weg
Aus Impact vom 16.08.2023.
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Weniger Essen wegwerfen Foodwaste: Zu Hause sind wir am schlimmsten

Bis 2030 soll die Schweiz ihren Foodwaste halbieren. Schaffen wir das mit diesen Strategien?

Viele denken bei Foodwaste unweigerlich an die mit Lebensmittel gefüllten Container der Grossverteiler. Tatsächlich sind die Läden aber das kleinste Problem. Sie sind gerade mal für acht Prozent der Umweltbelastung durch Foodwaste verantwortlich.

Mit 38 Prozent sind wir alle zu Hause deutlich grössere Verschwenderinnen und Verschwender. Entlang der Wertschöpfungskette, also inklusive Landwirtschaft und Industrie, fallen in der Schweiz pro Person jährlich 330 Kilogramm Foodwaste an. Eine grosse Zahl, welche die Schweiz bis 2030 halbiert haben soll.   

Das UNO-Halbierungsziel

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Die UNO hat 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung formuliert, welche die Mitgliedstaaten bis 2030 erfüllen müssen, um Ungleichheiten und Armut zu bekämpfen.

Eines der Ziele beinhaltet die Reduktion von Foodwaste, zu dem sich auch die Schweiz verpflichtet hat. Um das Ziel hierzulande zu erreichen, haben letzten Frühling auch zahlreiche grosse Lebensmittelhersteller wie Emmi, Fenaco oder Migros und Coop mit dem Bund einen Vertrag unterschrieben, dass auch sie jeweils bis 2030 ihren Foodwaste um die Hälfte reduzieren.

Lebensmittel übers Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus verkaufen

Gerade weil wir zu Hause am meisten Lebensmittel wegschmeissen, zielt ein Projekt des Vereins foodwaste.ch auf die Schnittstelle von Läden und Verbraucherinnen. Seit 2021 ist rechtlich geklärt, dass Läden Lebensmittel über deren Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) hinaus verkaufen dürfen. Das soll nun vermehrt in die Praxis umgesetzt werden.

Ein Keks mit einer Etikette, die anzeigt, dass das Lebensmittel über das MHD heraus gut ist.
Legende: Wenn das Produkt richtig gelagert wurde, darf es über das MHD hinaus verkauft werden. Als Voraussetzung muss die Lebensmittelsicherheit garantiert sein und das Produkt muss entsprechend gekennzeichnet sein. SRF

Dafür stellt foodwaste.ch interessierten Läden Informationen und Etiketten zur Verfügung. So können Lebensmittel, die oft über das MHD hinaus gut sind, noch verkauft werden.

Geschäftsführerin Doris Eggenberger sagt, «Endlich findet man wieder einen natürlicheren Zugang zu Lebensmitteln.»
Legende: Doris Eggenberger, Geschäftsführerin in einem Bioladen, sagt: «Früher war das Mindesthaltbarkeitsdatum so sakrosankt. Endlich findet man wieder einen natürlicheren Zugang zu Lebensmitteln.» SRF

Foodwaste.ch geht bewusst auf kleinere und mittlere Läden zu. Dort erhofft man sich die grösste Wirkung, weil dort Themen wie MHD und Haltbarkeit direkt mit Kundinnen und Kunden diskutiert werden können.

Verbrauchsdatum oder Mindesthaltbarkeitsdatum?

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Bei länger haltbaren Lebensmitteln garantiert das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) die Qualität des Lebensmittels bis zum aufgedruckten Datum. Geruch, Geschmack oder Konsistenz bleiben bei richtiger Lagerung bis zum MHD erhalten. Nach Ablauf des MHD ist das Produkt noch immer geniessbar.

Bei leicht verderblichen und häufig bei gekühlten Lebensmitteln gibt das Verbrauchsdatum (VD) an, bis wann das Produkt effektiv konsumiert werden sollte. Nach Ablauf des Datums ist die Lebensmittelsicherheit aufgrund des Wachstums von schädlichen Mikroorganismen nicht mehr gewährleistet. Auf der Verpackung steht «zu verbrauchen bis».

Das Potenzial der Idee wäre gross. Haushalte verursachen laut einer Befragung des Beratungsunternehmens Deloitte 19 Prozent ihrer Lebensmittelabfälle, weil sie das Haltbarkeitsdatum nicht richtig interpretieren. Knapp 18'000 kleinere Läden in der Schweiz könnten Lebensmittel über das MHD hinaus verkaufen, aber erst wenige Läden tun es tatsächlich. Auch Grossverteiler verkaufen noch keine abgelaufenen Lebensmittel.

Pizza und Chips aus Brauereiabfällen

Viel Foodwaste entsteht aber auch, bevor ein Produkt überhaupt im Regal steht. Die Lebensmittelindustrie belastet die Umwelt mit vermeidbaren Lebensmittelabfällen am zweitstärksten.

In einer Hand liegt Malz und in der anderen der geschrotete und verbrauchte Treber
Legende: Bild Brauerei Locher Aus dem Malz in der linken Hand wird durch den Brauprozess Treber in der rechten Hand. Aus diesem Nebenprodukt, das noch immer viele Nährstoffe enthält, können neue Lebensmittel hergestellt werden. SRF

Um Foodwaste in der Industrie zu reduzieren, gibt es die Idee, aus Nebenströmen neue Produkte herzustellen. Die Brauerei Locher tüftelt seit über zehn Jahren an neuen Lebensmitteln aus Treber, dem ausgelaugten Malz, wovon alleine in der Appenzeller Brauerei pro Woche über 100 Tonnen anfallen.

Hände kneten einen Pizzateig.
Legende: Der Treber, aber auch gebrauchte Hefe aus der Bierherstellung werden im Appenzellerland beispielsweise in Pizzateig verarbeitet SRF

Bisher wurde Treber als Viehfutter verwendet, landete in einer Biogasanlage oder musste sogar weggeworfen werden. Trotz der langen Entwicklungszeit landen bei der Brauerei Locher erst 15 bis 20 Prozent des Trebers in neuen Produkten. Bis 2025 soll der gesamte Treber in neue Lebensmittel verarbeitet werden. Dann sollte sich das Geschäft auch kommerziell lohnen, was bis jetzt nicht der Fall sei, so Aurèle Meyer, Geschäftsleiter der Brauerei Locher.

Ab 2025 vielleicht verpflichtende Massnahmen

Der Bund hält fest, dass solche neuen Produkte aus Nebenströmen einen hohen Einfluss auf die Foodwaste-Reduktion haben können, noch weiter skalierbar sind, aber aktuell noch zu wenig umgesetzt werden. Auch andere Massnahmen zur Reduktion von Foodwaste würden noch zu wenig umgesetzt.

Junge Frauen suchen in einem Container nach Lebensmittel.
Legende: Zivilgesellschaftliche Aktionen wie Lebensmittel aus Containern fischen oder öffentliche Kühlschränke können zwar auf die Problematik aufmerksam machen, haben aber einen vergleichsweise geringen Einfluss auf die Reduktion von Foodwaste – weil sie laut Bund nicht sehr breit umsetzbar sind. SRF

Im Jahr 2025 will der Bund Bilanz ziehen, inwiefern die bisherigen auf Freiwilligkeit basierenden Massnahmen Foodwaste in der Schweiz reduziert haben. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass das Ziel so nicht erreicht werden kann. Deshalb behält sich der Bund vor, ab 2025 verpflichtende Vorgaben für Gastronomie, Industrie und Läden einzuführen.

«SRF Impact»

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Sie sehen das Logo von SRF Impact.
Legende: SRF

So kompliziert und vielschichtig unsere Welt auch ist, wir wollen sie verstehen. Dafür gehen wir auf die Suche nach Antworten: In Reportagen tauchen wir ein in unsere Schweizer Gesellschaft und nehmen dich mit: Gib dir Deep Talk, Zweifel und Lichtblicke mit unseren Hosts Amila Redzic, Livio Carlin und Michelle Feer.

Alle Folgen «SRF Impact» sind auf Play SRF.

Radio SRF 3, 16.8.2023, 18:15 Uhr

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