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Himmelskörper im Anflug Den Neandertaler-Kometen beobachten – vielleicht zum letzten Mal

Zum letzten Mal war der leuchtend grüne Himmelskörper der Erde so nahe, als die Neandertaler noch lebten. Spielt das Wetter mit, ist er mit blossem Auge zu erkennen.

Worum geht es? Der rund einen Kilometer grosse Komet C/2022 E3 (ZTF) kommt der Erde nah. Am Mittwoch hat er mit 42 Millionen Kilometern die geringste Entfernung. So nahe der Erde war er vor ungefähr 50'000 Jahren. Seither hatte ihn – bis vor kurzem – niemand mehr gesehen. In den vergangenen Tagen konnte der Komet mit blossem Auge erblickt werden.

War die Entdeckung ein Zufall? Der Komet zieht seit vielen tausend Jahren seine Bahnen in unserem Sonnensystem. Trotzdem wurde er erst am 2. März 2022 von der «Zwicky Transient Facility» entdeckt, daher das Kürzel «ZTF». Ein Zufall war das aber nicht: «Es gibt Instrumente, die den Nachthimmel immer wieder nach Objekten, Asteroiden oder Kometen durchsuchen. Wenn diese hell genug sind, entdeckt man sie», erklärt Susanne Wampfler. Sie ist Assistenzprofessorin für Astrophysik an der Universität Bern.

Wieso schimmert der Komet grünlich? Das liege daran, dass Kometen organische Materie mit viel Kohlenstoff enthalten, erläutert Wampfler. «Wenn der Komet nahe an die Sonne kommt, verdampft dieses Material, und es gibt Moleküle, die aus zwei Kohlenstoffatomen bestehen. Wenn diese vom UV-Licht der Sonne zerstört werden, senden sie Licht aus. Das erscheint für uns grünlich.»

Teleskopbild vom Neandertaler-Kometen C/2022 E3 (ZTF).
Legende: C/2022 stammt vermutlich aus der Oortschen Wolke. Dabei handelt es sich um eine Art hypothetische Kometenwolke im äusseren Bereich des Sonnensystems – hypothetisch, weil diese Wolke noch nie direkt beobachtet werden konnte. Reuters/Dan Bartlett

Wie kann der Komet gesehen werden? Die Astrophysikerin empfiehlt einen dunklen Ort, sodass man keine Lichtverschmutzung habe. «Schauen Sie in Richtung des Polarsterns und bringen Sie vielleicht auch ein Fernglas mit. Damit ist es etwas einfacher als von Auge.» Felix Blumer von SRF Meteo relativiert wegen mässiger Wetteraussichten die Chancen jedoch: «Leider bleibt der Komet etwas für die Astronomen, und auch das vor allem in den Alpen und im Süden.»

Wie gut stehen die Chancen auf einen Blick auf den Kometen? Im Norden ist es in den kommenden Tagen meist bewölkt. Dadurch bleibt uns der Komet wohl verborgen. Besser sehe es im Hochgebirge und vor allem im Süden aus, sagt Meteorologe Blumer. «Im Süden ist es zum Teil klar. Aber auch dort stimmt das Timing leider nicht. In den kommenden Tagen stört der Mond die Beobachtungen.» Zurzeit stehe der Mond sehr hoch am Himmel. So geht er am Donnerstag schon um 13:56 Uhr auf und erst am Freitagmorgen um 06:14 Uhr unter. «Kommt dazu, dass am Sonntag Vollmond ist. Entsprechend dürfte es nur geübten Astronomen gelingen, einen Blick auf den Winzling zu werfen», sagt Blumer.

Was macht die Forschung an Kometen so interessant?

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«Kometen sind ein Überbleibsel aus der Urzeit der Entstehung unseres Sonnensystems. Es handelt sich also um Materie, die nicht in Planeten endete, sondern quasi immer noch in unserem Sonnensystem herumliegt. Bei der Beobachtung von Kometen können wir viel darüber lernen, wie das Material zusammengesetzt ist, aus dem später die Planeten und auch die Sonne entstanden sind», erklärt Astrophysikerin Wampfler.

Wird sich das Phänomen wiederholen? Laut Astronomin Wampfler ist es noch nicht klar, ob der Komet in Zukunft wieder an der Erde vorbeikommen wird. Zuerst müsse man die Bahnmessungen abwarten. «Im Moment sieht es aber eher danach aus, dass er erst in Millionen Jahren zurückkommen wird. Oder dass er allenfalls sogar ganz aus dem Sonnensystem hinauskatapultiert wird.»

SRF 4 News, 01.02.2023, 09:20 Uhr ; 

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