Eine Reise ins All hat gesundheitliche Folgen für einen Menschen. Ein Forschungsteam hat nun auch die Gesundheit von Weltraumtouristen untersucht. SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg hat sich die Studie genauer angeschaut.
Gab es Unterschiede zwischen den Profi-und Hobby-Astronautinnen?
Die vier Hobby-Astronauten und Astronautinnen waren nur 3 Tage unterwegs. in einer Raumkapsel von Space X sind sie um die Erde gekreist. Die körperlichen Veränderungen, die sich bei Ihnen gezeigt haben, gingen in die gleiche Richtung wie bei den Profis, die viel länger draussen waren. Aber die schädlichen Auswirkungen, die ein Ausflug ins All auf den menschlichen Körper hat, die zeigte sich natürlich noch nicht so intensiv nach drei Tagen.
Wie belastend ist ein Aufenthalt im All für den menschlichen Körper?
Es kommt drauf an, wie lange und wie weit nach draussen man geht. Die kosmische Strahlung aus dem All verursacht Krebs. Von unserer Erdatmosphäre wird diese Strahlung zum Glück weitgehend abgefangen. Dazu kommt die fehlende Schwerkraft: Die wirkt sich auf das Herz-Kreislaufsystem aus. Die Muskeln bauen sich ab, die Knochendichte verringert sich. Also kurz gesagt: Ein Ausflug ins All ist alles andere als gesund. Wenn man kann, bleibt man lieber hier unten.
Die Untersuchung zeigt auch, dass sich der Körper zurück auf der Erde wieder erholen kann. Also alles halb so schlimm?
Nein, das kann man so nicht sagen. Die Untersuchung der vier Weltraum-Touristen hat gezeigt, dass die vielfältigen Veränderungen im Erbgut und Immunsystem sich nach der Rückkehr zu 95 Prozent recht schnell wieder zurückgebildet haben. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine Studie an zwei US-Astronauten, den Kelly-Zwillingen. Einer blieb am Boden, der andere – Scott Kelly – war fast ein Jahr auf der Internationalen Raumstation. Auch einige Zeit nach seinem Weltallaufenthalt schnitt Scott bei kognitiven Tests schlechter ab als sein genetisch fast identischer Zwillingsbruder.
Die Hobbyastronautinnen zeigten aber auch Anzeichen von Verjüngung – inwiefern?
Ich würde das nicht als Verjüngung bezeichnen. Es geht dabei um die Telomere. Das sind die Schutzkappen an den Enden der Chromosomen. Sie verkürzen sich mit jeder Zellteilung. Zur Überraschung der Forschenden hat sich gezeigt, dass sich diese Telomere bei Weltraummissionen nicht wie erwartet wegen dem gesundheitlichen Stress verkürzen, sondern verlängern. Dieser Effekt hat sich auch jetzt bei den Hobby-Astronautinnen wieder gezeigt. Aber auf der Erde verkehrt sich das Phänomen ins Gegenteil. Ein Ausflug ins All ist also kein Bad im Jungbrunnen – das Gegenteil ist der Fall.
Was bedeutet die neue Untersuchung für den stetig zunehmenden Weltraumtourismus?
Da gibt es ganz verschiedene Ansichten: Wer unbedingt in den Weltraum will und sich das sogar leisten kann, wird sich sagen: «Alles halb so schlimm. Zumindest kurze Ausflüge werden meine Gesundheit nun nicht gerade ruinieren.» Bei einem Flug zum Mars wäre das garantiert anders: Da käme man mit dem heutigen Stand der Technik wohl todkrank zurück oder gar nicht mehr. Drum: wem etwas an seiner Gesundheit liegt und vor allem an der Gesundheit unseres Planeten, der sagt sich wohl besser: Lassen wir Roboter für uns da hochfliegen. Die werden nicht krank.