Schon die 15 Meter hohe Sprengschutzwand verrät: Die Baustelle in der Klus von Erschwil ist ungewöhnlich. Seit März wird der Bergeinschnitt im Solothurner Jura um acht Meter verbreitert. Und dafür muss man möglicherweise auch sprengen.
Bislang kam allerdings noch kein Sprengstoff zum Einsatz. Und der Projektleiter des Kantons hofft, dass es ganz ohne geht. Sprengen sei aufwändig, erklärt Anh-Dung Nguyen. Ein Bagger mit Spitzhammer könne den Fels schneller abtragen, sofern es das Gestein zulässt.
Projektleiter Nguyen möchte auch deshalb nicht sprengen, weil sich oberhalb der Baustelle eine Kapelle und ein Karrenweg befinden, der aus der Römerzeit stammen soll. Die historisch wertvollen Überreste dürfen nicht beschädigt werden.
Die Klus von Erschwil ist ein besonderer Ort. Sie ist so eng, dass die Strasse und der Bach Lüssel nicht nebeneinander Platz haben. Bereits 1730 wurde deshalb eine 70 Meter lange Brücke über den Bach gebaut. Auf historischen Dokumenten ist von der «merkwürdigen Brücke in dem Canton Solothurn» die Rede.
Die sogenannte «Lange Brücke» ist marode. Deshalb kommt das historische Bauwerk nun weg. Die Klus wird so verbreitert, dass Strasse und Bach künftig wieder nebeneinander Platz haben. Das erhöht die Sicherheit für die Autofahrer, senkt die Kosten für den Strassenunterhalt und nützt nicht zuletzt dem Hochwasserschutz und den Fischen in der Lüssel.
Es sind Obwaldner, die dem Solothurner Jurakalk zu Leibe rücken. «Felsabtrag ist kein übliches Metier im Kanton Solothurn», erklärt Projektleiter Anh-Dung Nguyen. Dafür brauche es Spezialisten, die in Obwalden oder im Bündnerland zu finden seien.
An einer Stelle, welche der Bagger nicht erreicht, hängt einer der Obwaldner an Seilen gesichert in der Felswand und löst die Steine mit dem Pickel. Steine und kleine Felsbrocken donnern zu Tale und schlagen an die Sprengschutzwand. Seit Beginn der Bauarbeiten im März wurden bereits 30 Prozent des Felsvolumens abgetragen.
Knapp 5 Millionen Franken hat das Solothurner Kantonsparlament für die Bauarbeiten in der Klus bei Erschwil bewilligt. Im Sommer 2021 sollen die Arbeiten fertig sein. Dann kommen die Autos wieder zweispurig und die Fische ohne dunkle Unterführung durch die Klus.