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180 Tonnen Kokain Neuer Rekord: Die Drogenschwemme nimmt kein Ende

180 Tonnen Kokain: So viel haben die Zollbehörden im vergangenen Jahr in den Häfen an der belgischen und niederländischen Nordseeküste beschlagnahmt. Ein neuer Rekord.

Die Kontrollen seien besser geworden, sagen die Behörden. Deshalb würde auch die beschlagnahmte Menge Kokain steigen. Überprüfen lässt sich diese Analyse der Behörden nicht. Klar ist, dass die Nachfrage nach Kokain in Europa enorm ist. Der Kontinent hat die USA inzwischen als wichtigsten Markt für die Droge abgelöst.

Mit der Containerschifffahrt kommt auch das Kokain zurzeit vor allem in den grossen Nordseehäfen an. «Wir sind das Tor Europas», sagt die niederländische Zolldirektorin Nanette van Schelven. «All die legalen Produkte, die nach Europa kommen – für die Schweiz, für Polen oder Deutschland – kommen hier durch, und eben auch das Kokain.»

Niederlande und Belgien scheinen überfordert

In Belgien und den Niederlanden ist die Drogenschwemme längst zu einer sicherheitsrelevanten Frage geworden. Immer wieder kommt es in Städten wie Antwerpen, Brüssel, Rotterdam oder Amsterdam im Drogenmilieu zu Schiessereien oder Sprengstoffanschlägen. Vor einem Jahr wurde in Antwerpen ein elfjähriges Mädchen während einer Schiesserei getötet.

Die Drogenkartelle schützen ihre Profite mit Gewalt und gehen dafür auch über Leichen. «Ohne einen grundlegenden Kurswechsel drohen die Niederlande zu einem Narco-Staat zu werden», schrieb die Bürgermeisterin von Amsterdam Anfang Jahr in einem Gastbeitrag im britischen «Guardian».

Der Kokainhandel hat Auswirkungen auf die Sicherheit des Zollpersonals und die Sicherheit in den Häfen. Aber auch auf die Sicherheit unserer Bürger.
Autor: Vincent van Peteghem Belgischer Finanzminister

In Belgien kommen die Behörden mit der Vernichtung des sichergestellten Kokains nicht hinterher. Oft müssen die Drogen noch tagelang gelagert werden, bevor sie vernichtet werden können. Das ermöglicht den Drogenbanden, das Kokain wieder zurückzuholen. Bereits mehrmals kam es zu entsprechenden Aktionen. «Der Kokainhandel hat Auswirkungen auf die Sicherheit des Zollpersonals und die Sicherheit in den Häfen. Aber auch auf die Sicherheit in unseren Strassen und die Sicherheit unserer Bürger», sagt der für den Zoll zuständige belgische Finanzminister Vincent van Peteghem.

Doch den Behörden gelingen durchaus auch Erfolge im Kampf gegen den organisierten Drogenhandel. Vor rund zwei Jahren entschlüsselten belgische Ermittlungsbehörden den von Kriminellen verwendeten Nachrichtendienst Sky ECC. In der Folge kam es zu Razzien in ganz Europa, zahlreiche Personen wurden verhaftet. Seit Dezember wird in Brüssel 125 Personen der Prozess gemacht.

EU plant Allianz nordeuropäischer Häfen

Die niederländischen und belgischen Behörden räumen ein, dass sie das Problem nicht alleine lösen können. Die europäische und internationale Zusammenarbeit müsse weiter verstärkt werden.

Bei der EU sieht man den Handlungsbedarf. Sie zählt den Drogenhandel zu den «grössten Sicherheitsbedrohungen», denen Europa gegenüberstehe. «Wir brauchen ein Netz, um ein Netz zu bekämpfen», sagte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson.

Demnächst soll eine Allianz mehrerer nordeuropäischen Häfen gegründet werden. In diese soll neben den Sicherheitsbehörden auch die private Transportbranche eingebunden werden. Die Hafenallianz soll zumindest ein Puzzlestein sein, um die Kokainschwemme einzudämmen.

Tagesschau, 17.01.2024, 19:30 Uhr

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