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60 Jahre Élysée-Vertrag Warmer Empfang für die deutsche Regierung im kalten Paris

Einigkeit zeigen war das Motto des Treffens zwischen Olaf Scholz und Emmanuel Macron. Schon zur Begrüssung umarmten sich die beiden, und auch mit Worten beschworen sie die deutsch-französische Freundschaft.

Schöne Worte für mehr Einigkeit

Emmanuel Macron übte sich einmal mehr in grossen Worten und sagte: Über Deutschland zu sprechen bedeute für einen Franzosen immer auch, über einen Teil von sich selber zu sprechen.

In diesem Punkt würde wahrscheinlich ein genauso grosser Teil der Bevölkerung Macron widersprechen wie bei der Rentenreform, die aktuell von zwei Dritteln der Französinnen und Franzosen abgelehnt wird.

Auch wenn die Worte fast pathetisch sind, der Wille der beiden Länder ist klar da, sich für die Souveränität von Europa einzusetzen und gemeinsam Lösungen zu suchen, auch wenn die Meinungen bisweilen auseinander gehen.

Unterkühlte Stimmung

In den letzten Monaten war die Stimmung zwischen Deutschland und Frankreich unterkühlt. Frankreich missfiel der deutsche Widerstand gegen einen europäischen Gaspreisdeckel und die Lancierung eines Projektes für ein Luftverteidigungssystem, ohne Frankreich zu informieren oder dazu einzuladen.

Deutschland hingegen war nicht amüsiert über das Vorpreschen von Präsident Macron in der Panzer-Frage für die Ukraine, ohne vorgängige Absprache. Obwohl im Élysée-Vertrag eben steht, man spreche sich bei wichtigen aussenpolitischen Themen ab. Die verschiedenen Differenzen führten gar dazu, dass die Beratung der beiden Regierungen Ende Oktober abgesagt worden ist.

Neubeginn für das Duo Scholz – Macron

Die Feierlichkeiten in Paris sollen einen Neubeginn symbolisieren und die Gemeinsamkeiten hervorstreichen. Dies ist der positive Nebeneffekt des 60-jährigen Vertrags, denn die beiden Länder waren angesichts des Jubiläums angehalten, gemeinsame Projekte voranzutreiben und gemeinsame Lösungen zu präsentieren.

Und auch Emmanuel Macron und Olaf Scholz haben dadurch die Gelegenheit, sich besser kennenzulernen. Ob die Beziehung zwischen den beiden Staatsoberhäuptern aber auch längerfristig enger wird und zu mehr Einigkeit führt, ist fraglich.

Mirjam Mathis

Frankreich-Korrespondentin

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Mirjam Mathis ist seit 2022 SRF-Korrespondentin in Frankreich (Paris). Zuvor arbeitete sie als Korrespondentin in der Westschweiz.

Tagesschau, 22.01.2023, 19:30 Uhr

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