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60-Milliarden-Hilfspaket Was kann sich die Ukraine mit dem US-Paket leisten?

Die USA haben endlich das über 60 Milliarden Dollar schwere Hilfspaket für die Ukraine beschlossen. Wo die Ukraine das Geld am dringendsten benötigt, weiss der Militärexperte Fabian Hofmann vom Oslo Nuclear Project.

Fabian Hoffmann

Militärexperte

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Fabian Hoffmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Oslo Nuclear Project (ONP). Seine Forschungsschwerpunkte sind Raketentechnologie, Nuklearstrategie und Verteidigungspolitik. Vor seiner Tätigkeit an der Universität Oslo arbeitete Hoffmann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am International Institute for Strategic Studies (IISS).


SRF News: Wo braucht die Ukraine auf dem Schlachtfeld am ehesten Hilfe?

Fabian Hofmann: Direkt auf dem Kriegsschauplatz ist es Artilleriemunition, die die Ukraine am dringendsten benötigt – also 155-Millimeter-Granaten für die Feldartillerie. In diesem Bereich hat Russland in den letzten Monaten klar die Überhand gewonnen.

Der Ukraine geht die Munition aus.

Auf der Prioritätenliste stehen neben der Artillerie auch Abfangraketen für die amerikanischen Patriot-Flugabwehrsysteme. Der Ukraine geht für diese die Munition aus.

Welche Ausrüstungen stehen sonst noch auf der Einkaufsliste?

Vermutlich wird die Ukraine auch nach Streumunition-Granaten fragen. Diese können ebenfalls nur von den USA geliefert werden, da die europäischen Staaten diese Munition nicht in ihren Beständen haben oder den Munitionstyp nicht in die Ukraine liefern wollen.

Granaten liegen auf dem Boden aufgereiht. Dahinter stehen verbrannte Bäume.
Legende: Die Ukraine hat das 60-Milliarden-Paket der USA dringend nötig. Es fehlt ihr vor allem an Munition aller Art. AP Photo / Efrem Lukatsky

Weiter benötigt die Ukraine Langstrecken-Waffensysteme, Munition für Raketenartillerie und Fahrzeuge. Dazu gehört etwa der Bradley Schützenpanzer, der sich auf dem ukrainischen Schlachtfeld als sehr nützlich erwiesen hat.

Die USA sprechen nun 61 Milliarden: Wie gelangt das Geld in die Ukraine?

13.8 Mrd. Dollar werden der Ukraine im Rahmen der «United States Security Initiative» von der Industrie und Partnernationen zur Verfügung gestellt. Weitere 7.8 Mrd. Dollar bekommt die Ukraine über die «Presidential Drawdown Authority». Dabei kann der US-Präsident Material direkt aus den Beständen des US-Militärs abziehen und an die Ukraine abgeben.

Im Prinzip handelt es sich beim Paket um einen Kredit.

Was den Restbetrag des Pakets angeht, ist es zu einem Kompromiss gekommen, den die Republikaner eingegangen sind: Dieser verhindert, dass das Geld der Ukraine geschenkt wird. Die Ukraine muss den Betrag den USA also irgendwann zurückzahlen, es handelt sich beim Paket um einen Kredit. Mit diesem kann sich die Ukraine Material beschaffen und eventuell den USA abkaufen oder direkt von der Industrie kaufen.

Was bedeuten die Milliarden Dollar aus den USA für den Kriegsverlauf?

Russland ist am Maximum angekommen, was Produktionskapazität und Mobilisierungsrate angehen. Dementsprechend kann Russland nicht gross auf das Paket reagieren. Der Ukraine verschafft es Luft zum Atmen. Die ukrainische Armee wird versuchen, die russischen Gebietsgewinne in diesem Jahr so klein wie möglich zu halten und sich dann neu zu positionieren, um in der Zukunft Offensiven und Landgewinne zu erzielen.

Symbolbild: Ukrainische Soldaten schiessen mit einer Kanone.
Legende: Russland ist am Maximum seiner Produktionskapazität und Mobilisierungsrate angekommen. Die Ukraine profitiert daher umso mehr vom US-Hilfspaket. AP Photo / Efrem Lukatsky

Auch den europäischen Staaten verschafft es Zeit, um die eigenen Rüstungsindustrien so zu mobilisieren, dass Europa die Ukraine selbstständig und ohne die USA unterstützen kann. Sollten die USA bei einer Wiederwahl von Trump tatsächlich aus der Unterstützung der Ukraine aussteigen, müsste Europa besser ausgestattet sein als jetzt.

Hat die Abwehrhilfe in Israel gegen die iranischen Angriffe eine moralische Rolle gespielt, dass der Entscheid jetzt auch zugunsten der Ukraine ausfiel?

Es scheint, dass dieser Grossangriff durch Iran auf Israel deutlich gemacht hat, dass sich die USA nicht isolieren können und auch weiterhin Staaten helfen müssen, sich gegen Autokratien zu verteidigen. In dem Sinne hat es sicherlich eine mitwirkende Rolle gespielt.

Das Gespräch führte Selma Knecht.

Krieg in der Ukraine

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Tagesschau, 20.04.2024, 22:50 Uhr ; 

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