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Hilfspaket für die Ukraine «Die Front in der Ukraine dürfte sich bald stabilisieren»

61 Milliarden Dollar: So gross ist das Hilfspaket an die Ukraine, das die USA am Samstag beschlossen hat. Die Ukraine zeigte sich nach dem Entscheid im Repräsentantenhaus dankbar für die Unterstützung. Doch wie wichtig ist das Hilfspaket für das Land? SRF-Korrespondent David Nauer erklärt, welchen Einfluss diese 61 Milliarden auf den Kriegsverlauf gegen den Angreifer Russland haben.

David Nauer

Ukraine- und Russland-Korrespondent

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David Nauer ist Ukraine- und Russland-Korrespondent bei SRF TV. Von 2016 bis 2021 war er als Radio-Korrespondent in Russland tätig. Zuvor war er Russland-Korrespondent des «Tages-Anzeigers». Nauer reist seit Beginn des russischen Angriffskriegs regelmässig in die Ukraine.

SRF News: Wie wichtig ist dieses Hilfspaket für die Ukraine?

David Nauer: Unglaublich wichtig. Die USA sind der einzige Verbündete der Ukraine, der in diesem massiven Ausmass Hilfe liefern kann. Umso schwieriger war es für die Ukraine, dass die Hilfe so lange auf sich warten liess. Die Ukraine leidet unter einem Munitionsmangel, der Himmel war zeitweise ungeschützt. Das Land ist in den vergangenen Wochen deshalb stark unter Druck geraten, musste zurückweichen. Diese Probleme sind jetzt gelöst.

Reichen denn diese 60 Milliarden?

Es ist ein sehr grosses Paket, das die USA geschnürt hat. Das wird sicher bis nächstes Jahr reichen. Aber: Einerseits kann man im Krieg nie genug Waffen haben. Und andererseits wird die Ukraine dann wohl erneut auf Hilfe angewiesen sein. Den Ukrainern geben diese Milliarden eine Verschnaufpause und auch auf dem Schlachtfeld machen diese 61 Milliarden einen Unterschied.

Wie wird sich das Hilfspaket auf dem Schlachtfeld bemerkbar machen?

Die Amerikaner sagen, dass eine erste Tranche des Materials eine Woche nach Bidens Unterschrift in der Ukraine sein wird. Den Einfluss dürfte man dann innerhalb von drei bis fünf Wochen spüren. Mittelfristig wird sich die Front deutlich stabilisieren. Die Ukraine dürfte zuerst vor allem Munition und Artillerie von den USA erhalten, das hilft an der Front. Die Ukraine kann so die Städte und die Truppen besser schützen und vielleicht auch mal einen lokalen Gegenangriff starten. Es macht einen Unterschied, ob ich einmal oder zwanzigmal auf den Gegner schiessen kann, wenn er angreift. Auch der Luftraum dürfte wieder besser geschützt werden. In den vergangenen Wochen waren praktisch alle Städte bis auf Kiew sehr verletzlich.

Reicht so ein Paket aus, um die Lage für die Ukraine zu drehen?

Wohl nicht. Man wird dadurch die Lage stabilisieren können, grosse Gegenoffensiven sind aber nicht zu erwarten, dafür fehlt es einerseits an Soldaten, andererseits auch an Waffensystemen. Es bietet aber eine Chance in diesem Abnützungskrieg, es wird einen Boost geben für die ukrainische Armee. Ich glaube nicht, dass sich die Front stark bewegen wird, aber die Russen werden wohl nicht mehr durchkommen. Die Ukrainer haben in diesem Abnützungskrieg einen Vorteil.

Welchen Einfluss hat der Entscheid der USA auf die Moral der Truppen und der Bevölkerung?

Es gibt unterschiedliche Stimmungen. Es gibt Leute, die gestern auf die USA angestossen haben und die dankbar und erleichtert sind, dass die USA ihnen den Rücken stärkt. Andere wiederum sind etwas verhalten und sagen, dass die Waffen erst mal kommen und einen Unterschied machen müssten, denn alle Probleme seien damit auch noch nicht gelöst, denn die Ukraine hat immer noch zu wenige Soldaten. Es ist also nicht so, dass die ganze Ukraine jubelt, aber man spürt Erleichterung.

Das Gespräch führte Martina Odermatt.

Krieg in der Ukraine

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Tagesschau, 20.04.2024, 19:30 Uhr ; 

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