In den USA steht seit 13 Tagen ein Teil der Verwaltung still. Denn im Streit um eine Grenzmauer zu Mexiko konnten sich Präsident Donald Trump und der Kongress noch immer nicht auf eine Finanzierungsvorlage einigen.
Für die rund 800'000 Beamten, die derzeit keinen Lohn erhalten, wird die Situation immer ungemütlicher. Denn viele wissen nicht, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Betroffen vom Verwaltungsstillstand sind aber noch weitere Personen.
Appell an den Präsidenten
Viele Angestellte in den USA leben von der Hand in den Mund. Meist dient der vierzehntägliche Lohn dazu, die Schulden der letzten zwei Wochen zu begleichen. Zum Beispiel bei Kelly Garcia, die neben ihrem Studium bei der Küstenwache arbeitet. «Ich bin Vollzeitstudentin und lebe von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck», erklärt sie ihre Situation.
Tanger LeGraves, Therapeutin in einer Strafanstalt in Williamsburg wandte sich auf CNN denn auch gegen Präsident Trump: «Er muss realisieren, dass die Beamten auch Familien haben, die auf ihre Löhne angewiesen sind.» Es sei stossend, dass die Entscheidungsträger bezahlt würden, während sie ohne Lohn arbeiten müssten.
Der Ehemann von Angela Cabana arbeitet bei der Flugsicherung. Der Lohn-Scheck von Ende Dezember ist ausgeblieben. Angela erhoffte sich von der Kreditkartenfirma einen Aufschub beim Schuldenabzahlen.
Der Lohn kommt – aber oft zu spät
Die US-Beamten werden ihre ausgebliebenen Löhne nach dem Ende des Verwaltungsstillstands aller Voraussicht nach zwar ausbezahlt bekommen. Aber die Kreditkartenfirma lehnte einen Zahlungsaufschub ab, schilderte Angela Cabena einem ABC-Journalisten.
Ich habe mir sogar überlegt, ob ich meine Weihnachtsgeschenke verkaufen soll.
Lori McCann, Beamtin beim Arbeitsministerium, steht vor schwierigen Entscheidungen. Kürzlich wurde ihr ein künstliches Kniegelenk eingesetzt. Nun benötigt sie Physiotherapie. Aber dafür reicht das Geld nun nicht mehr, da der Lohn ausbleibt, sagte sie in einem Fernseh-Interview: «Ich habe mir sogar überlegt, ob ich meine Weihnachtsgeschenke verkaufen soll.»
Die «Contractors» trifft es besonders hart
Noch aussichtsloser ist die Situation für viele sogenannte «Contractors», das heisst: Firmen und Einzelpersonen, die Arbeiten für den Staat ausführen. Auch sie erhalten kein Geld mehr und dürfen auch nicht hoffen, nachträglich entschädigt zu werden.
Jaime Contreras, Vizepräsident der Contractors-Gewerkschaft SEIU, erklärte auf dem Radiosender NPR, welche Konsequenzen der Verwaltungsstillstand für seine Mitglieder hat: «Einige müssen Geld bei Verwandten leihen, bei der Bank einen Zahlungsaufschub beantragen – aber dies führt zu Strafgebühren und Verzugszinsen.»
Getroffen werden vor allem diejenigen, die schon in normalen Zeiten kaum über die Runden kommen.