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Abbau von Stellen IKRK muss Budget um 17 Prozent kürzen

  • Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) muss sein Budget erneut kürzen.
  • Die Organisation muss bis 2026 eine Kürzung von 17 Prozent in Kauf nehmen.
  • Es werden Stellen gestrichen.

«Die Gesamtzahl beträgt 17 Prozent», sagte ein Sprecher des IKRK auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA und bestätigte eine Meldung der Zeitung «Le Temps». Gekürzt wird sowohl beim Hauptsitz in Genf als auch bei den Regionalzentren und den Operationen.

Das IKRK will seine Einsätze in der Ukraine, im Nahen Osten, im Kongo und auch im Sudan aufrechterhalten. Es müsse aber gleichzeitig effizienter werden – gemäss seiner 2023 beschlossenen Politik, fügte der Sprecher hinzu. 93.5 Prozent der erhaltenen Mittel sollen vor Ort verwendet werden.

«Im humanitären Bereich besteht seit langem ein Klumpenrisiko»

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Einschätzungen von Fredy Gsteiger, diplomatischer Korrespondent bei SRF. «Weltweit gibt es mehr kriegerische Konflikte und damit mehr humanitäre Not. Gleichzeitig schwinden die Mittel für humanitäre Hilfe, nicht nur beim IKRK, auch bei der UNO-Nothilfeorganisation Ocha und anderen Hilfsorganisationen.

Der Hauptgrund ist, dass wichtige Geldgeber wie die USA, Grossbritannien, Deutschland und etliche andere ihre Ausgaben für Entwicklungs- und humanitäre Hilfe kürzen. Sie brauchen mehr Geld für Verteidigung, für Rüstung.

Das Problem: Im humanitären Bereich besteht seit langem ein Klumpenrisiko. Einige wenige, fast ausschliesslich westliche Länder finanzieren die Nothilfe. Andere, etwa die UNO-Vetomächte China und Indien sowie wohlhabende Länder in Südostasien oder die arabischen Golfstaaten leisten vergleichsweise wenig. Das IKRK, aber auch die UNO, versuchen seit Jahren, sie stärker in die Pflicht zu nehmen. Bisher mit mässigem Erfolg.

Bei derart grossen Sparrunden wie jetzt beim IKRK reicht es nicht, effizienter zu arbeiten oder die Administration zu verkleinern. Es trifft auch humanitäre Operationen im Terrain, also in den Konfliktgebieten.

Für das IKRK heisst das: Man muss und will sich konzentrieren auf Aufgaben, wo das Rote Kreuz – gestützt auf die Genfer Konventionen – exklusiv tätig ist: etwa bei Gefangenenbesuchen und in Konflikten, wo die Neutralität des IKRK entscheidend ist. Aus anderen Tätigkeiten, darunter solchen im Grenzbereich zwischen humanitärer und Entwicklungshilfe, zieht man sich zurück. Und hofft dabei, dass andere Akteure in die Bresche springen.»

Der Plan muss im November noch von der Versammlung, dem höchsten Organ der Institution, bestätigt werden. Bereits 2023 war das IKRK in Schwierigkeiten geraten und hatte sein Budget von 2.8 auf 2.1 Milliarden Franken gesenkt. 4500 Stellen wurden damals gestrichen, darunter mehrere Hundert in Genf.

Budget sinkt auf 1.8 Milliarden Franken

Das Budget soll nun um weitere 300 Millionen Franken auf 1.8 Milliarden Franken gekürzt werden. Der Hauptsitz und die Regionalzentren werden von einer Kürzung der Mittel um fast ein Viertel betroffen sein, während bei den Einsätzen um 17 Prozent gekürzt wird.

Flaggen.
Legende: Das IKRK steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Keystone / Martial Trezzini

Es sei jedoch verfrüht, eine Zahl für den Stellenabbau zu nennen, sagte der Sprecher. Es werde Streichungen geben. Die verschiedenen Delegationen würden aufgrund der neuen finanziellen Lage Vorschläge machen. «Es sind keine linearen Kürzungen», so der Sprecher.

Anpassung an neue Situation nötig

Nicht nur das IKRK befinde sich in einer schwierigen Phase, sondern das gesamte «humanitäre Ökosystem», sagte der Sprecher weiter. Daran müsse man sich anpassen. Viele Länder stärkten ihre militärischen Ressourcen auf Kosten der humanitär eingesetzten Gelder.

Stärker auf Mehrwert konzentrieren

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Das IKRK hatte 2023 angekündigt, dass es sich stärker auf den Mehrwert konzentrieren werde. Dazu gehöre der Schutz und die Unterstützung der von Konflikten betroffenen Bevölkerung sowie die Verteidigung des humanitären Völkerrechts. Hierfür hat die Organisation eine Initiative gestartet, die mittlerweile von Dutzenden Ländern unterstützt wird. Auch wolle das IKRK seine Rolle als neutraler Vermittler stärken, insbesondere bei Fragen zu Häftlingen.

Die Organisation bemühe sich um eine Diversifizierung ihrer Geldgeber, wie es weiter hiess. Die USA stellten immer noch rund ein Viertel des Budgets der Organisation und hielten ihre Zahlungen im letzten Jahr aufrecht, im Gegensatz zu den Zahlungen an die UNO-Organisationen. Saudi-Arabien sei nun einer der grössten Geber. Auch andere Golfstaaten und Regionen erhöhen ihre Beiträge.

Insgesamt beschäftigt die Organisation mehr als 18'000 Menschen in fast 100 Ländern, davon rund 1000 am Hauptsitz in Genf.

Mehr dazu in «10 vor 10»

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Sendelogo der «10vor10»-Serie zu Hochhäusern

Mehr zu diesem Thema sehen Sie heute Abend um 21:50 Uhr in der Sendung «10 vor 10».

10 vor 10, 8.7.2025. 21:50 Uhr ; 

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