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Abschied beim EU-Gipfeltreffen Bundeskanzlerin Angela Merkel wird verabschiedet

  • Nach 16 Jahren und 107 EU-Gipfeltreffen ist für die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel vermutlich Schluss mit Politik auf der europäischen und internationalen Bühne.
  • Bei einer kleinen Abschiedszeremonie erhielt Merkel neben viel anerkennenden Worten auch einige Geschenke.
  • Zum nächsten EU-Gipfel am 16. und 17. Dezember wird bereits Olaf Scholz als Bundeskanzler anreisen, sofern sich die deutschen Ampel-Parteien an ihren Plan der Regierungsbildung halten.

EU-Gipfelpräsident Charles Michel würdigte das mit Abstand dienstälteste Mitglied des Europäischen Rats mit einer kleinen Abschiedsfeier. Zu Beginn zeigte er ein Video mit Szenen von Gipfeltreffen während der 16-jährigen Teilnahme von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Danach betonte Michel in seiner Rede die Bedeutung Merkels für Europa und die EU und bezeichnete die Bundeskanzlerin als «Monument». «Der Europäische Rat ohne Angela ist wie Rom ohne den Vatikan oder Paris ohne den Eiffelturm», sagte Michel.

Als Abschiedsgeschenk überreichte Michel der abtretenden Kanzlerin eine Skulptur des Europagebäudes, in dem seit 2017 die EU-Gipfel stattfinden.

«Kompromissmaschine»

Luxemburgs Ministerpräsident Xavier Bettel würdigte Merkels Leistung in 16 Jahren für die EU mit nur einem Wort: «Frau Merkel war so 'ne Kompromissmaschine».

Auch andere EU-Staatschefs lobten Merkel und machten deutlich, dass sie auf dem europäischen Parkett fehlen werde.

Angela Merkel als Krisenmanagerin

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Bereits bei ihrem ersten Gipfel 2005 stellte Angela Merkel ihr Talent als Krisenmanagerin unter Beweis. Es ging damals um den EU-Finanzplan für die Jahre 2007 bis 2013, als Merkel erfolgreich zwischen Frankreichs Präsident Jacques Chirac und dem britischen Premierminister Tony Blair verhandelte.

Danach folgten die Weltfinanzkrise 2007, die Euro-Krise ab 2010, die Flüchtlingskrise 2015 sowie der Brexit und nicht zuletzt die Corona-Pandemie, in denen sie als Moderatorin auf der europäischen Bühne fungierte.

Als Visionärin wird sie jedoch nicht in die europäische Geschichte eingehen. Denn die EU steht am Ende ihrer Ära an einem Scheideweg: Vorwärts zu immer mehr Gemeinsamkeit in Europa, wie es Gründerstaaten wie Deutschland und Frankreich wollen. Oder zurück zu mehr Nationalstaatlichkeit, wie es Länder wie Polen und Ungarn anstreben.

In einer Videobotschaft lobte auch der ehemalige US-Präsident Barack Obama die Bundeskanzlerin für ihren «unerbittlichen» moralischen Kompass und sagte: «So viele Menschen, Mädchen und Jungen, Männer und Frauen, haben ein Vorbild gehabt, zu dem sie in schwierigen Zeiten aufschauen konnten.»

Er habe das Privileg gehabt, auf die Partnerschaft zu ihr während einer Reihe von Krisen zurückgreifen zu können, fügte Obama hinzu.

Ende auf europäischer Bühne noch nicht in Stein gemeisselt

Jedoch ist noch nicht ganz sicher, dass dieser EU-Gipfel wirklich der letzte mit Merkel war. Sollte der Zeitplan der Ampel-Koalitionsverhandlungen in Berlin nicht funktionieren, könnte die CDU-Politikerin am kommenden EU-Gipfeltreffen Mitte Dezember doch noch einmal nach Brüssel zurückkehren.

SRF 4 News, 22.10.2021, 17:00 Uhr ; 

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