In Zusammenhang mit dem Besuch des Präsidenten der Republik Südafrika, Cyril Ramaphosa, steht auch die neue Afrikastrategie der Schweiz wieder im Fokus. SRF-Afrikakorrespondentin Sarah Fluck sagt, was es damit auf sich hat. Die Strategie finden Sie hier.
Was sind die Stärken der neuen Schweiz-Afrikastrategie?
Die Strategie nimmt Afrika endlich als strategisch wichtigen Kontinenten wahr und nicht länger als Randthema. Sie verzahnt Aussenpolitik und Entwicklungspolitik besser und denkt realistischer darüber nach, wie Entwicklungszusammenarbeit und Eigeninteressen einander beeinflussen.
Was sind die Schwachpunkte?
Viele Ziele klingen gut, aber es fehlt an konkreten Massnahmen und oft auch am nötigen Budget. Auffällig ist, dass die Strategie gerade beim Thema Rohstoffe still bleibt, obwohl die Schweiz hier mittendrin als einer der wichtigsten Handelsplätze für afrikanische Gold und Metallexporte ist. Das ist heikel, gerade mit Blick auf die Geschichte, die die Schweiz in diesem Bereich hat. Und schliesslich setzt die Strategie stark auf Eigenverantwortung. Beispielsweise werden Menschenrechte und Umweltstandards weitgehend den Firmen und Programmen selbst überlassen. Da gibt es weniger verbindliche Regeln, als etwa von Seiten der EU gelten.
Wie wird die Schweiz und ihre neue Strategie auf dem afrikanischen Kontinent wahrgenommen?
Man schätzt an der Schweiz als Partner besonders die sogenannte Swissness, also Verlässlichkeit, Stabilität und leise Diplomatie. Ein dazu befragter Interviewpartner sagte es so: «Wenn du mit der Schweiz zusammen arbeitest, dann weisst du, dass du Qualität erhältst.» Gleichzeitig ist klar, dass die Schweiz klein ist, mit begrenzten Mitteln. Sie kann keine Milliarden Lücken füllen, wie sie etwa nach dem Wegfall der US-Hilfsgelder in vielen afrikanischen Ländern entstanden sind.
Welche Bedeutung hat die Beziehung zur Schweiz für Südafrika?
Man schätzt die Schweiz sehr als konstanten, verlässlichen Partner. Gerade jetzt, wo Beziehungen zu Grossmächten wie beispielsweise den USA schwanken. Schweizer Unternehmen bringen auch nötige Investitionen, Technologie, Know-how. Gerade in der Pharmaindustrie, dem Maschinenbau, aber eben auch in Bildung und Forschung. Zudem gilt die Schweiz als Partnerin im Vermitteln und Zuhören. Das ist eben auch etwas, was Präsident Ramaphosa wichtig ist. Kritisiert wird etwa, dass die Beziehung nicht ganz auf Augenhöhe sei, dass die Schweiz wirtschaftlich stärker profitiert. Südafrika sucht da vor allem faire, ausgeglichene Investitionen. Und schliesslich ist die Geschichte zwischen den beiden Ländern keine einfache. Während der Apartheid handelte die Schweiz weiter mit Südafrika. Das ist ein Kapitel, das bis heute noch nachhallt und nicht genügend aufgearbeitet wurde.