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Als erstes Land weltweit Darum erkennt Israel Somaliland als Staat an

Israel hat mehrere Gründe und Interessen, die ostafrikanische Republik als Staat anzuerkennen. Ein Überblick.

Das ist passiert: Israel hat als weltweit erstes Land die ostafrikanische Republik Somaliland als unabhängigen Staat anerkannt. Somaliland, eine muslimische Region im Norden Somalias mit wenigen Millionen Einwohnern, ist seit mehr als drei Jahrzehnten praktisch unabhängig. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und der Präsident der Region am Horn von Afrika, Abdirahman Mohamed Abdullahi, unterzeichneten eine entsprechende Erklärung.

Die Geschichte Somalilands

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Ende des 19. Jahrhunderts teilten europäische Mächte das Gebiet der Somalis unter sich auf. Der Norden (heute Somaliland) wurde Britisch-Somaliland und der Süden (heute Somalia) wurde Italienisch-Somaliland.

Im Juni 1960 wurde das heutige Somaliland kurzzeitig unabhängig. Nur wenige Tage später vereinigte es sich freiwillig mit dem italienisch verwalteten Süden zur Somalischen Republik. Diese Vereinigung war schlecht geregelt, sodass sich der Norden politisch und wirtschaftlich benachteiligt fühlte. Unter der Diktatur von Siad Barre kam es in den 1980er-Jahren zu schwerer Gewalt gegen die Bevölkerung Somalilands, insbesondere zur Zerstörung wichtiger Städte.

Nach dem Zusammenbruch Somalias erklärte Somaliland 1991 einseitig seine Unabhängigkeit und berief sich auf die früheren kolonialen Grenzen. Seitdem hat es stabile staatliche Strukturen aufgebaut. Jedoch wurde Somaliland bisher international nicht anerkannt, vor allem aus Sorge vor weiteren Abspaltungen in Afrika. Israel ist nun das erste UNO-Mitglied und das erste Land weltweit, welches Somaliland als unabhängigen Staat annerkennt.

Der Kontext: Die Anerkennung erfolge «im Geiste der Abraham-Abkommen», hiess es in einer Mitteilung des Büros von Netanjahu. Diese Abkommen hatte US-Präsident Donald Trump 2020 während seiner ersten Amtszeit auf den Weg gebracht. In der Folge normalisierten die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Marokko und der Sudan ihre Beziehungen zu Israel. Netanjahu lud laut der Mitteilung den Präsidenten von Somaliland zu einem offiziellen Besuch nach Israel ein.

Fröhliche Frauen mit Flaggen bei Feier.
Legende: Bürgerinnen Somalilands schwenken Somaliland-Flaggen während der Einweihung der neuen Räumlichkeiten der diplomatischen Vertretung Somalilands in Nairobi, Kenia. Weil Somaliland nicht anerkannt ist, unterhält es in Kenia keine Botschaft, sondern ein Repräsentationsbüro. (29.05.2025) Keystone/ DANIEL IRUNGU

Worum geht es Israel? Nach Informationen des israelischen Senders Channel 12 hatten vor Monaten geheime Kontakte zwischen Israel und Somaliland begonnen. Israel habe damals im Krieg im Gazastreifen nach Ländern gesucht, die bereit wären, palästinensische Bewohnerinnen und Bewohner des umkämpften Küstenstreifens aufzunehmen. Netanjahus Verbündeter Trump hatte zuvor die Idee einer Umsiedelung der Bewohner ins Spiel gebracht, was aber auf internationale Kritik gestossen war.

Weitere Gründe: Ein anderer zentraler Grund für Israels Beziehungen zu Somaliland sei die Nähe dieser Region zum Jemen, schrieb die «Times of Israel». Der Zugang zum Territorium und Luftraum Somalilands würde es Israel erleichtern, Angriffe gegen die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen durchzuführen und sie zu überwachen. Die Miliz hatte nach dem Beginn des Gaza-Kriegs Ziele in Israel und vor allem Handelsschiffe mit mutmasslichem Bezug zu Israel angegriffen.

Scharfe Kritik an Israel: Die Regierung Somalias verurteilte Israels Anerkennung der abtrünnigen Region und sprach von einem «vorsätzlichen» und «rechtswidrigen» Angriff auf die Souveränität des Landes. Die Region Somaliland sei ein «integraler, untrennbarer» Teil des Hoheitsgebiets Somalias. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Aboul Gheit, verurteilte Israels Vorgehen in einer Stellungnahme ebenfalls mit deutlichen Worten. Es handle sich um einen «klaren Verstoss gegen die Regeln des Völkerrechts» und eine Missachtung des Prinzips der territorialen Einheit und staatlichen Souveränität.

Mehrere Staaten verurteilen Israels Schritt

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Auch andere Staaten wie die Türkei, Ägypten und Dschibuti haben die Anerkennung Somalilands als unabhängigen Staat durch Israel verurteilt. Laut einer Erklärung des ägyptischen Aussenministeriums haben sie bei einem Telefongespräch mit dem Aussenminister Somalias ihre «vollständige Ablehnung und Verurteilung der Anerkennung der Region Somaliland durch Israel» zum Ausdruck gebracht. Sie bekundeten ihre «uneingeschränkte Unterstützung für die Einheit, Souveränität und territoriale Integrität Somalias».

In einer separaten Erklärung verurteilte der Golf-Kooperationsrat (GCC), dem Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Kuwait, Oman und Katar angehören, «einen schwerwiegenden Verstoss gegen die Grundsätze des Völkerrechts und eine flagrante Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität» Mogadischus.

Ähnlich äusserte sich die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), die zur Einhaltung der «Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen und des Völkerrechts» aufrief.

Das sagt die Afrikanische Union: Jeder Versuch, die Einheit, Souveränität und territoriale Integrität Somalias zu untergraben, riskiere, «einen gefährlichen Präzedenzfall mit weitreichenden Folgen für den Frieden und die Stabilität auf dem gesamten Kontinent zu schaffen», erklärte die Kommission der Afrikanischen Union (AU) in einer Reaktion auf Israels Vorgehen. Die Afrikanische Union ist ein Zusammenschluss von allen 55 international allgemein anerkannten afrikanischen Staaten.

SRF 4 News, 27.12.2025, 00:30 Uhr ; 

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