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Amtsenthebungsverfahren Ecuador: Der Präsident, das Kokain und die albanische Mafia

In Ecuador läuft ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Guillermo Lasso. Die Vorwürfe sind happig: Es geht um mutmassliche Veruntreuung und um Verbindungen von engen Vertrauten Lassos zur albanischen Mafia.

«Die Stimmung in Ecuador ist angespannt, die Verunsicherung gross», sagt Franklin Ramirez, Politologe aus Quito, der Hauptstadt Ecuadors. «Das Land durchlebt dramatische Stunden.»

Denn: In Ecuador läuft derzeit ein Amtsenthebungsverfahren gegen Mitte-Rechts-Präsident Guillermo Lasso. Es ist sogar schon das zweite: 2021 scheiterte die Opposition dabei, Lasso abzusetzen. Ihm wurden damals Geschäfte in Steuerparadiesen vorgeworfen.

Älterer grauhaariger Mann mit Brille
Legende: Gegen Guillermo Lasso läuft erneut ein Amtsenthebungsverfahren. Santiago Arcos/Reuters

Die aktuellen Vorwürfe sind noch arger: Es geht um mutmassliche Veruntreuung innerhalb des staatlichen Ölkonzerns Flopec. Zudem geht es um Verbindungen von engen Vertrauten Lassos zur albanischen Mafia in Zusammenhang mit Kokain-Exporten nach Europa.

Situation in Ecuador extrem vulnerabel

Das Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten kommt zur Unzeit, nicht nur für Lasso: Die politische Krise trifft auf eine schwierige wirtschaftliche Lage.

Demonstrierende schreien und  halten Schilder
Legende: Wütende Demonstrierende fordern die Absetzung des Präsidenten Guillermo Lasso vor der Nationalversammlung in Quito, 9. Mai 2023. Karen Toro/Reuters

 «Ecuadors Wirtschaft hat sich noch nicht von der Corona-Pandemie erholt – aufgrund strenger Spar-Politik», sagt Politologe Franklin Ramirez. Dabei waren die Hoffnungen gross, als Lasso, ein Ex-Banker, im Mai 2021 die Präsidentschaftswahlen in Ecuador gewann und versprach, die Wirtschaft anzukurbeln.

Der Präsident ist schwach, hat im Parlament keine Mehrheit.
Autor: Sebastián Hurtado Beratungsunternehmen Profitas

«Doch der Präsident und das Parlament sind sich nur selten einig geworden», erklärt Sebastián Hurtado von Profitas, dem wichtigsten Beratungsunternehmen für politische Risiken in Ecuador. Der Präsident sei schwach, er habe im Parlament keine Mehrheit.

Gewaltexzesse und Verbindungen zur albanischen Mafia

Zur vulnerablen Situation des Landes trägt auch die Expansion des Drogenmarkts bei. «Das einst friedliche südamerikanische Land wird derzeit von einer beispiellosen Welle der Gewalt erfasst», sagt Hurtado.

Ecuadors Mordrate erreichte letztes Jahr mit rund 26 Tötungsdelikten pro 100'000 Einwohner einen Höchstwert in der Geschichte des Landes und überstieg sogar jene von Mexiko. Die Gewalt, grösstenteils in der Küstenregion, gehe von Drogen-Kartellen aus, die sich von Kolumbien her auf Ecuador ausbreiten, so der Experte.

Ecuadors Drogen landen in Europa

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Die Nachfrage auf dem Drogenmarkt ist gewachsen, vor allem diejenige aus Europa und Asien. Die meisten Drogen aus Ecuador werden nicht in die USA geschickt, sondern nach Europa und Asien. Dort erzielt das Kokain einen bis zu 5-mal höheren Preis als in den USA.

Die geografische Lage am Pazifik und in der Nähe des Panama-Kanals macht Ecuador attraktiv für Drogenbanden. Weil das Land seit der Jahrtausendwende den US-Dollar als Währung nutzt, ist es relativ einfach, in Ecuador Geld zu waschen.

Auch die albanische Mafia ist vor Ort. Zu ihr sollen enge Vertraute des Präsidenten Kontakte gepflegt haben, etwa Lassos Schwager. Das zeigen Recherchen ecuadorianischer Journalistinnen und Journalisten.

Korruptionsskandal um Öl-Konzern

Ein Korruptionsskandal im staatlichen Öl-Konzern Flopec rückt Lasso zusätzlich in ein schlechtes Licht. Dabei geht es um Veruntreuung, welche die oberste Rechnungsprüfungsbehörde im Land bestätigt hat. Das seien gut dokumentierte Fälle, sagt Politologe Franklin Ramirez. Für die linke Opposition genug Munition für ein Amtsenthebungsverfahren.

Dass Lasso dafür strafrechtlich verantwortlich sei, glaubt Hurtado zwar nicht. «Aber politisch birgt das genug Zündstoff, um ihm gefährlich zu werden.»

Demonstranten mit Schild
Legende: Schilder mit der Parole «Fuera Lasso» (auf Deutsch «Lasso raus») waren an der Demonstration vom 9. Mai häufig zu sehen. Dolores Ochoa/Keystone

Nur noch 14 Prozent der ecuadorianischen Bevölkerung stehen hinter Lasso. Damit ist die sogenannte «muerte cruzada» das wahrscheinlichste Szenario: Laut der ecuadorianischen Verfassung könnte der Präsident einer Absetzung zuvor kommen, indem er das Parlament auflöst und Neuwahlen ausruft.

Im besten Fall könnte das die politische Lage im Land beruhigen. Doch auch eine weitere Destabilisierung ist möglich.

Echo der Zeit, 13.05.2023, 18 Uhr

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